Der Herrmannsplatz in Erfurt
Geteilte Vergangenheit
Wer Informationen über den Herrmannsplatz sucht, stößt schnell auf Attribute wie „der kleinste“ und „unbedeutendste“ der ehemaligen Erfurter Marktplätze. Vor Ort sehen wir dann einen Platz, der als solcher kaum existiert, da eine Straße ihn in zwei Teile trennt.
Der Herrmannsplatz scheint für das heutige Erfurt wenig zu bieten. Also nähern wir uns ihm einfach mal aus der Vergangenheit.
Gleicher Ort, andere Zeit: Im Jahr 1879 wird am Herrmannsplatz das erste Hallenbad der Stadt eröffnet. Für viele Jahre das einzige seiner Art in Erfurt.
Das dieses nicht am Roßmarkt eröffnet wird, ist der Umbenennung des Platzes vier Jahre zuvor geschuldet: Im Zuge der Errichtung des Herrmannsbrunnen 1875 wird der Platz am Roßwehr zum Herrmannsplatz. Womit wir im Jahr 1797 gelandet sind. Dies ist das Geburtsjahr von Karl Herrmann, späterer Namensgeber des Herrmannsplatzes.
Er war Stadtrat in Erfurt und Abgeordneter des preußischen Vereinigten Landtags im fernen Berlin. Vielleicht engagierte er sich deshalb für einen Bahnanschluss der Stadt Erfurt an das damals entstehende Streckennetz. Außerdem gilt er als Begründer des Stadtarchivs und wies die Erfurter gerne daraufhin, dass sie in einer geschichtsreichen und schönen Stadt leben. Was heute alle wissen, ist damals nicht für jeden erkennbar. Grund genug, ihm nach seinem Tod einen Brunnen zu errichten.
Dieser ist heute das auffälligste Bauwerk des Herrmannsplatzes. Wer es aus dieser Perspektive betrachtet
merkt schnell: Hier hat sich der Erbauer Georg Kugel an der Form der nahen Domtürme orientiert. Heute liegt der Brunnen größtenteils trocken. Das Plätschern aus den zahlreichen wasserspeienden Fröschen und Drachen
wäre sicherlich ein netter Gegenpart zum Geräuschpegel, den der Durchgangsverkehr erzeugt. Und damit sind wir wieder im Hier und Jetzt, am Herrmannsplatz in Erfurt. Mal sehen, was die Zukunft bringt.