Erfurter Bratwurstigkeit
„Ich liebe Erfurt“ erzählt Geschichten über Menschen, Orte und Ereignisse aus Erfurt. Hier der zweite Teil unseres Rückblicks.
Mit dem Artikel über Frederic Schulz geht das Jahr 2024 in Richtung Frühling. Das Wetter lässt schon ein Foto des Erfurters im heimischen Garten zu.
Hier trifft sich der Historiker, Schriftsteller und Trauerredner gerne mit Bewohnern seines Hauses. Dabei ist ein Leben in der Landeshauptstadt Thüringens dem Baden-Württemberger nicht in die Wiege gelegt worden: „Das Frederic Schulz in Erfurt lebt, ist eher Zufall. Gekommen ist er wegen der Liebe zu einer Thüringerin. Zum gemeinsamen Bleiben trägt der Altbaubestand in Erfurt bei“ erfahren wir beim Interview, denn: „Für jemanden, der in Heilbronn einer im Zweiten Weltkrieg komplett zerstörten Stadt aufgewachsen ist, stellt jedes vor 1946 gebaute Gebäude eine Besonderheit dar“. Trotz aller Zufriedenheit mit seinem Leben in Erfurt hat sich Frederic Schulz den Blick von außen bewahrt. Dabei prägt er bei der Beschreibung der Landeshauptstadt einen neuen Begriff, der uns besonders im Gedächtnis geblieben ist. „Viele Potenziale liegen ungenutzt, man suhlt sich manchmal in seiner eigenen Bratwurstigkeit und der kleinen süßen Gässchen, aber Erfurt ist mehr als das“. Da ist sie, die „eigene Bratwurstigkeit“- eine Formulierung, die zum humorvollen Nachdenken über Erfurt anregt.
Mehr als die bekannte Durchfahrtsstraße
In der Serie über Parks in Erfurt stellen wir den Stadtteilpark Johannesfeld vor. Hier hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Im Verbund mit den Neubauten in der Lassallestraße und dem Gebäude des Kindergartens „Fuchs und Elster“ ist der kleine Park eine innerstädtische Erholungsfläche auf hohem Niveau.
Moderne Bänke, ein neuer Spielplatz, die Skaterbahn und eine Blühwiese bieten nicht nur menschlichen Besuchern einen hochwertigen Lebensraum in der Stadt.
Auch unsere Erkundungen der Ortsteile Erfurts setzen wir fort. Mit Salomonsborn und Linderbach stellen wir zwei sehr unterschiedliche Orte vor. Bei Ersterem fällt uns auf, dass kaum ein Ort in Erfurt einen besseren Blick auf das Thüringer Becken, die Geraaue und die Stadt bietet, während Linderbach dann doch mehr ist als die bekannte Durchfahrtsstraße zur Autobahn nebst Industriegebiet.
Ängstliche Schülerpraktikantin
Historisch wird es dann im Andreasviertel. Zu seiner Entstehung schreiben wir: „Das Andreasviertel entsteht als Siedlung unterhalb des Petersbergs. Um 1000 n. Chr. wohnt und lagert hier wahrscheinlich alles, was „oben“ keinen Platz hat“. Dass sich das Viertel in den tausend Jahren danach zu einem attraktiven Teil der Altstadt gemausert hat, zeigen wir dann auch gerne.
Während wir bei „Ich liebe Erfurt“ die Stadt und ihre Bewohner mit unseren wöchentlich neuerscheinenden Beiträgen weiter erkunden, ist es Frühling geworden. Das Interview mit Survival Sieglinde alias Christine Rauch findet bei angenehmen Temperaturen auf einer Parkbank statt. Dabei erfahren wir, wie die auf Instagram sehr erfolgreiche Kunstfigur Sieglinde entstanden ist: „Überlegungen, das Thema Ernährung mit Wildpflanzen in einem lockeren Format darzustellen, gibt es schön länger. Doch eine zufällige Situation wird zur Geburtsstunde der Sieglinde: Eine Schülerpraktikantin hat Probleme, Brennnesseln anzufassen. Ihr zeigt Christine mehrere Arten, diese zu ernten. Um der Schülerin die Angst vor den Pflanzen zu nehmen, kommentiert sie dabei alles im breiten Thüringer Dialekt. Da das bei der jungen Frau richtig gut ankommt, dreht Christine ein paar Videos in dieser Art und veröffentlicht sie als Survival Sieglinde auf ihrem Instagram-Account. Der Erfolg ist überwältigend – eine Millionen Aufrufe können nicht irren“.
Und mit dieser Erfolgsgeschichte aus Erfurt beenden wir den zweiten Teil unseres Jahresrückblicks.