Ein Auge auf das Nagetier

Seit ein paar Jahren interessiert sich unsere Redaktion für die Aktivitäten des Bibers in Erfurt. Diese finden sich am Lauf der Gera durch das Erfurter Stadtgebiet. Und das macht die Faszination für diese Tiere aus: Ein Lebewesen, welches nach den Vorstellungen der meisten von uns in unberührter Natur Bäume fällt und Dämme baut, taucht mitten in einer Großstadt auf und beginnt dort unbeirrt sein Werk. Hier eine der ersten von uns dokumentierten Spuren des Bibers am Schmidtstedter Knoten vom Mai 2022:

Biber in Erfurt nagt Baeume am Schmidtstedter Knoten an scaled_erfurt

Seit den ersten Bibersichtungen hat auch die Stadt Erfurt ein Auge auf das Nagetier. Wie schon im letzten Jahr haben wir der Stadt Erfurt ein paar Fragen zur aktuellen „Biberpolitik“ zukommen lassen. Herr Düring, Abteilungsleiter Naturschutz, Landschaftspflege und Artenschutz im Umwelt- und Naturschutzamt, war so nett diese zu beantworten. Hier eine Zusammenfassung:

Die Stadt Erfurt beobachtet und kartiert die Biberpopulation kontinuierlich und ergreift bei Bedarf Sicherheitsmaßnahmen. Bäume, die durch Biber gefährdet sind, werden beschnitten oder gefällt, um als Nahrung genutzt zu werden.

Zugesaegte und vom Biber angenagte Staemme in der Noerdlichen Geraaue Erfurt scaled_erfurt

Die Lebensräume der Biber bleiben weiterhin naturnah, da nur bestimmte Baumarten benagt werden und wertvolle Bäume geschützt sind. Renaturierungsmaßnahmen sowie Baumpflanzungen und die Extensivierung der Wiesenmahd unterstützen das Überleben der Biber. Trotz einiger ablehnender Stimmen aus der Bürgerschaft bleibt der Biber streng geschützt. Aufklärung hilft dabei, Verständnis für seine Bedeutung im Ökosystem zu schaffen. Die Maßnahmen, die dem Biber dienen, umfassen sowohl direkte als auch indirekte Renaturierungsprojekte. Die Stadt und verschiedene Landesbehörden sind an diesen Projekten beteiligt. Es gibt keine Bestrebungen, die Aktivitäten des Bibers einzuschränken, nur Lenkungsmaßnahmen zum Schutz bestimmter Bäume.

Vor Biber geschuetzter Baum am Bachstelzenweg Erfurt Sued scaled_erfurt

In Ausnahmefällen könnten Umsiedlungen stattfinden, jedoch nicht in Erfurt, da hier keine größeren Schäden verzeichnet werden. Insgesamt überwiegt die positive Rückmeldung aus der Bevölkerung, und durch Sensibilisierung wird der Umgang mit den Bibern verbessert.

Die von Anfang an positive Aufnahme des Bibers seitens der Stadt und einem Großteil der Bevölkerung bleibt also erhalten.

Erster Biberdamm

Beim Blick auf die „Biberhotspots“ im Verlauf der Gera durch Erfurt gibt es einige Unterschiede. So gibt es Abschnitte, wo sich die Anwesenheit des Bibers eher moderat zeigt, wie vor dem Papierwehr. Hier findet sich bei unserer Recherche ein einziger gefällter und ein angenagter Baum am Lauf der Gera:

Vom Biber angenagter Baum vor dem Papierwehr Erfurt Sued im Winter scaled_erfurt

Weiter flussaufwärts am Bachstelzenweg das gleiche Bild. Wer genau hinschaut, sieht, dass hier Biber leben, aber eine weitläufige Umgestaltung durch die Nagetiere ist nicht festzustellen.

Anders die Nördliche Geraaue zwischen Straße der Nationen und dem Park am ehemaligen Heizkraftwerk. Hier findet sich dann auch der (wahrscheinlich) erste Biberdamm auf Erfurter Stadtgebiet seit über hundert Jahren:

Biberdamm in der Noerdlichen Geraaue in Erfurt Nord scaled_erfurt