Warum kluge Erfurter in Bad Blankenburg wandern
Herzogliche Jagdanlagen, Schweizer Häuser und ein toller Fluss
Warum ins Schwarzatal?
Ganz anders dagegen das Schwarzatal im Thüringer Wald. Dieses gut 50 Kilometer lange tiefe Kerbtal hat sich tief ins Gebirge geschnitten. Das Tal bietet einen wunderschönen Fluss – die Schwarza – zahlreiche Aussichtspunkte, eine beeindruckende Burg, Wiesen und Wälder und kleine Orte. Als Attraktion für Groß und Klein ist die Oberweißbacher Bergbahn bekannt.
Von Erfurt aus ist das Schwarzatal gut zu erreichen: Mit dem Auto gut 50 Minuten, mit dem Zug dauert es auch nicht länger: Stündlich fährt die Erfurter Bahn über Arnstadt und Paulinzella nach Rottenbach. Dort geht es direkt in die Schwarzatalbahn, die uns in wenigen Minuten über Schwarzburg bis nach Katzhütte bringt.
Am Chrysopraswehr geht´s los
Dieses Wehr mit dem seltsamen Namen markiert den Eingang ins Schwarzatal. 2020 neu saniert, springt das Wasser der Schwarza je nach Wasserstand und Jahreszeit wild oder sanft über die beiden Stufen. Im Sommer ist es ein beliebter Ort zum Erfrischen und Planschen. Im Winter gelingt euch mit etwas Glück ein Foto der vereisten Wasserfälle.
Der Name „Chrysopraswehr“ kommt übrigens noch aus der Bauzeit des Wehres. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Nähe des heutigen Wehres nach dem Halbedelstein Chrysopras gesucht, allerdings ohne Erfolg. Trotzdem wurde dieser Begriff auf das Wehr übertragen und so heißt es noch heute.
Und genau hier ist der – übrigens kostenfreie – Wanderparkplatz, wo unsere Tour startet. Wer mit dem Zug anreist, bummelt in einer guten Viertelstunde vom Bahnhof durch den halbschattigen Kurpark bis zum Parkplatz.
Auf zum Jagdschloss „Eberstein“
Wir haben uns für einen 12 Kilometer langen Rundweg entschieden, der anfangs ein wenig bergauf führt. Entlang des Wehrebachs geht es zum Wildgatter. Davon ist zwar nichts mehr zu sehen, aber nun wissen wir, daß hier das Wild für die herzogliche Jagd gehegt wurde. Der Bach selbst hat ein beeindruckendes Flussbett mit Felsen und Farnen. Aber das Wasser selbst fließt zumindest im regenarmen Sommer 2022 nur in dünnen Rinnsalen in Tal.
Dafür entschädigt nach ein paar hundert Metern der Anblick des früheren herzoglichen Mini-Jagdschlosses „Eberstein“. Als erstes passieren wir die Rest des alten Pferdestalles, bevor das Schlösschen selbst in Sicht kommt.
Zur Schutzhütte am „Dürren Schild“
Weiter geht’s: Der Weg schlängelt sich ohne große Steigungen weiter am Berghang entlang. Links im Steilhang zahlreiche Schieferfelsen und Farne. Rechts talabwärts der typische Mischwald aus Eichen, Ebereschen, Lärchen und Kiefern. Am „Potsdamer Platz“, einer großen Kreuzung mehrerer Waldwege, lassen wir uns noch nicht vom Schild zum „Schweizer Haus“ locken. Wir wollen erst noch zum „Dürren Schild“, einen guten Kilometer weiter. Genau da steht eine gemütliche Schutzhütte mit Blick ins Tal. Ein bißchen ausruhen, eine Kleinigkeit essen. Wenn nur diese lästige Wespe nicht wäre. Naja.
Das Schweizerhaus: Koffein und nette Gastgeber
Nach einem kurzen Abstieg durch Fichtenwald und Himbeerranken landen wir direkt am Schweizerhaus. Ich kenne diese Gaststätte schon aus Kinderzeiten. Die letzten 30 Jahre brachten einige Besitzerwechsel und etliche Jahre Leerstand. Seit diesem Jahr gibt es eine neuen Besitzerfamilie. Was soll ich sagen? Sehr freundliche Gastgeber, leckere Kuchen und zum Start erstmal eine kleine Speisekarte. Wunderbar. Wir haben dringend benötigten Kaffee getankt, nach sieben Kilometern war der Koffeinpegel weit unter Normal gesunken ????.
Entlang der Schwarza
Die nächsten sechs Kilometer sind einfach. Am rechten Flussufer teilen wir uns den Weg mit etlichen Radfahrern und einigen anderen Wanderern. Der Fluss plätschert leise, die Vögel singen. Nur die Straße mit den Autos und lauten Motorrädern drüben auf der anderen Flussseite stört die Idylle. Aber man kann halt nicht alles haben. An einigen Stellen verlassen wir den Weg und steigen die Böschung zur Schwarza hinab. Füße ins Wasser, Enten fotografieren oder Steine sammeln, alles easy.
Dort wo die Felswände enger beisammen stehen, hat der Fluss ganze Arbeit geleistet. Es gibt abgeschliffene Stellen und die „Strudeltöpfe“. Das sind kreisrunde Auswaschungen, die das Flusswasser n Jahrmillionen geschaffen hat. Die Schwarza wechselt vielfach ihr Gesicht. Mal fließt sie breit und ohne erkennbare Strömung, mal springt sie in kleinen Stromschnellen um Stein herum. Ein Stück weiter sieht sie mit dem vielen Wassergras fast wir der Rand eines Sumpfgebietes aus. Nach einer guten Stunde erreichen wir wieder den Wanderparkplatz. Der ist jetzt am Sonntagnachmittag richtig voll. Am Wehr vergnügen sich Menschen vom Kleinkind bis zum Opa im Wasser. Für uns ist die Tour hier zu Ende: 13 Kilometer und gut 18.000 Schritte stehen auf der Uhr. Das passt.
Schwarzatal-Impressionen
Und hier noch ein paar Bilder zum Durchklicken …
Fazit
Die Tour hat uns gut gefallen. Abwechslungsreich und mit einer Gaststätte auf der Hälfte.Das ist ja leider nicht typisch für den Thüringer Wald. Die Jagdanlage ist sehenswert und die erste Hälfte des Weges ist man auch ziemlich allein. Die zweite Hälfte der Wanderung – entlang des Flusses – macht einfach Spaß; auch mit Kindern. Wer spielt nicht gerne im Wasser? Also, nix wie auf nach Bad Blankenburg!
Nachtrag: 3 Geheimtips für die Heimfahrt
Wer mit dem Auto wieder nach Erfurt fährt und dabei die Bundessstraße entlangrast, verpasst etwas.
Fahrt lieber über Rottenbach und Stadtilm, da haben wir noch ein paar tolle Tips:
Der BahnHofladen in Rottenbach
Ein Hofladen im Bahnhof, auch am Wochenende geöffnet. Eis in der Waffel oder als Eisbacher, eine gute Kuchenauswahl natürlich Kaffee sind am Nachmittag willkommen. Daneben gibt es Obst und regionales Bier, Apfelsaft, Mermeladen und Geürze. Das meiste Made in Thüringen. Unbedingt reinschauen!
Die Klosterteiche in Paulinzella
Kurz vor Paulinzella lockt das Schilder zu den „Klosterteichen Paulinzella“. Das ist nicht nur ein Angelpark. Das nette Team verkauft überaus leckere Fischbrötchen und Räucherfisch. Auch Sonntags!
Die Kirche in Stadtilm
Das kleine Städtchen Stadtilm kenne ich ja eigentlich nur vom Durchfahren, das gebe ich ja zu. Aber diesmal ist uns bei der Fahr durch den Ort der Doppelturm der Kirche aufgefallen, der von ganz schön gewaltig aussieht. Die Kirche steht aber etwas versteckt hinter der zweiten Häuserreihe; wir mussten also anhalten und aussteigen.Das hat sich gelohnt. Das Gotteshaus ist größer als man der kleinen Stadt zutraut und ist architektonisch beeindruckend. Augenscheinlich sind Sanierungen im Gange, die aber vermutlich noch Jahrzehnte dauern werden: Abder trotzdem ist der kleine Abstecher zur Kirche lohnenswert.