Fischmarkt Erfurt

Blick nach oben

 

Rätselhaftes Treiben in luftiger Höhe

Am Wenigemarkt wird gegessen, am Domplatz gefeiert und der Anger ist zum Einkaufen da. Wer da was wie machen darf, wird allerdings am Fischmarkt entschieden. Mit dem Rathaus befindet sich hier die Schaltzentrale der Stadt. Ob im Ortsteil XY der Sportplatz erneuert wird oder der Teich im Stadtteil YZ seinen Springbrunnen behält – ohne grünes Licht vom Fischmarkt läuft wenig bis nichts. Zeit, sich diesen Ort einmal genauer anzuschauen.

Beim ersten Blick fällt auf: Gemessen an seiner Bedeutung ist der Fischmarkt ein kleiner Platz. In seiner Mitte findet sich der sogenannte „Römer“. Dieser wird als Zeichen der Unabhängigkeit der Stadt Erfurt im 17. Jahrhundert errichtet, eine durchaus politische Figur.

Der Römer eine Skulptur auf dem Fischmarkt Erfurt

Und damit sind wir beim Thema. Der Römer ist nicht die einzige „Figur“ am Fischmarkt. Der Platz wird beherrscht von einer Vielzahl figürlicher Reliefs und Skulpturen. Einige haben dabei einen klaren Bezug zur Stadt. Martin Luther und Bonifatius über den Eingang des Rathauses zu postieren ist nachvollziehbar, was dieser Mensch an der Regenrinne in luftiger Höhe treibt, ist eher unklar:

Eine Figürliche Darstellung an einer Regenrinne am Rathaus in Erfurt welches sich am Fischmarkt befindet.

Moralische Fragen

Eindeutig negativ fallen diese Gestalten an der Fassade des Sparkassengebäudes auf. Während der junge Mann vorne mehrere Hähnchenschenkel verspeist und sich die Frau an seiner Seite eitel im Spiegel betrachtet, wird klar: Hier haben es sich mehrere lasterhafte Figuren bequem gemacht.

Skulpturen am Sparkassen Gebäude am Erfurter Fischmarkt zeigen sechs Sünden der Menschheit.

Diese stehen für Völlerei, Eitelkeit, Faulheit, Dummheit, Neid und Geiz. Das hier moralische Fragen behandelt werden, passt zum Fischmarkt. Er ist in Erfurt dafür der richtige Ort. Die Frau mit dem Spiegel über eine Boutique am Anger wäre genauso fehl am Platz wie der Mann mit den Hähnchenschenkeln als zentrale Skulptur auf dem Wenigemarkt.

Fischmarkt richtig erkunden

Bei aller Politik und Moral ist der Fischmarkt aber vor allen eines: Ein wunderschöner Platz, wie es auf der Welt nur wenige gibt.

Der Fischmarkt in der Altstadt von Erfurt mit Rathaus, Römer und Gildehaus.

Das ist schon einen Besuch wert. Wer den Fischmarkt aber richtig erkunden möchte, braucht eines: Den Blick nach oben.

Die Fassade der Kunsthalle am Fischmarkt in der Altstadt von Erfurt.

Der Fischmarkt in Fakten

Erstmals erwähnt wird der Fischmarkt 1293. Im Mittelalter werden auf dem Platz Märkte abgehalten, sodass sich der Ort zum gesellschaftlichen Mittelpunkt entwickelte. 1275 wird ein erstes Rathaus errichtet. Das heutige Rathaus stammt aus dem Jahr 1875 und ist im neogotischen Stil erbaut.

1591 wird gegenüber dem Rathaus auf einer Säule der sogenannte Römer aufgestellt, um die Bereitschaft der Bürger, ihre Freiheiten zu verteidigen, zu demonstrieren.

Am Fischmarkt sind zahlreiche Patrizierhäuser aus der Renaissance erhalten geblieben. Als Neubau entsteht in den Jahren 1934/1935 die Sparkasse am Fischmarkt. Der Platz ist Teil der Erfurter Fußgängerzone und wird von mehreren Straßenbahnen angefahren.

 

 

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