Tobias Prüwer
Journalist und Schwertkämpfer
Tobias Prüwer wächst in Erfurt auf. Das Studium führt ihn vor ein paar Jahren nach Leipzig, wo er heute lebt. Was er an Erfurt mag, wie die Stadt ihn in jungen Jahren prägt und ob es ihn wieder in die Thüringer Landeshauptstadt zieht, verrät er uns hier.
Schwertkämpfer im TV
Aufgewachsen ist Tobias in der Herderstraße. „Rund um den Hopfenberg spielen, Schlittenfahren im Winter das war meine Hood“, beschreibt er seine frühen Jahre in Erfurt Süd. Beeindruckt hat ihn schon damals der Domhügel bei Besuchen in der Innenstadt. Zwei große Kirchen gut sichtbar auf einer Anhöhe mitten in der Stadt – Vergleichbares gibt es nicht oft, schwärmt Tobias. Nach dem Kindergarten führt ihn sein Schulweg in die Puschkinstraße. Das Abitur legt er am Gutenberggymnasium ab. „Zum Glück für mich vor dem Amoklauf 2002, aber 6 meiner ehemaligen Lehrer wurden damals erschossen“ erinnert sich Tobias an eine der größten Tragödien in der Geschichte der Stadt Erfurt.
Mit der Gestaltung der Abizeitung beginnt dort seine journalistische Laufbahn. Nach dem Abitur schreibt er für das Taktmagazin und gestaltet eine Sendung bei Radio Frei. Während diese Schritte ihn zum Journalismus führen, prägt das mittelalterliche Erfurt eine weitere Leidenschaft: „Wenn man in Erfurt aufwächst, kommt man an mittelalterlichen Rittermythen nicht vorbei. Die Gassen der Altstadt und auch Ritterburgen in der näheren Umgebung, wie die „Drei Gleichen“ haben schon früh mein Interesse an diese Zeit geweckt. Auch das Richtschwert im Stadtmuseum hat mich schon als Kind beeindruckt“, erklärt Tobias sein Interesse den Schwertkampf. Angefangen von ersten Kampfchoreografien, die er mit anderen auf Mittelaltermärkten aufführt, ist er heute als Trainer für mittelalterliche Fechttechniken tätig. Dabei tritt er auch in Fernsehproduktionen als Schwertkämpfer auf und entwickelt für z. B. das Theater Erfurt „realistische Fechtchoreografien, bei denen sich niemand wehtut“.
Kritik an Erfurt
Dabei interessieren Tobias auch kulturgeschichtliche Zusammenhänge rund um das Schwert. „Beil, Messer oder Speer waren Werkzeuge und Jagdwaffen. Das Schwert war die erste Waffe, die entwickelt wurde, um Menschen zu töten. Deswegen trägt das Schwert einen besonderen Mythos mit sich“, beschreibt er den Grundgedanken bei seiner Auseinandersetzung mit dem Schwert und seiner Verwendung in der Menschheitsgeschichte. Herausgekommen ist dabei das Buch „Philosophie des Schwertkampfs“ (Parodos Verlag Berlin ISBN: 978-3-96824-041-1), welches verschiedene Aspekte dieser archaischen Waffe beleuchtet.
Wenn Tobias Prüwer heute seine Heimatstadt besucht, ist ein Weg Pflicht:“ Ich muss mindestens einmal, auch wenn ich nur einen Tag da bin, durch die Waagegasse laufen. Am besten abends bei schummrigem Licht – ich mag diese Gasse einfach“.
Wichtig ist ihm auch das Figurentheaterfenster auf der Krämerbrücke und das Theater Waidspeicher – naheliegend für einen Journalisten, der hauptsächlich als Theaterkritiker seine Leser findet. Kritik an Erfurt: „Das zunehmende Verschwinden inhabergeführter Läden in der Innenstadt und auch der Rückgang des Angebots an abendlichen Ausgehmöglichkeiten im Vergleich zu den 1990“er Jahren macht Erfurt provinzieller als es eigentlich ist“, beschreibt Tobias sein Gefühl, wenn er aus Leipzig kommend durch Erfurt flaniert.
Kann er sich vorstellen, wieder in Erfurt zu leben? „Ich habe da keine feste Planung für die Zukunft. Wenn mir Leipzig zu groß wird, komme ich vielleicht zurück“, lässt Tobias offen, ob Erfurt für ihn wieder Heimat werden kann.