Foto: Himmelblauer Zwergtaggecko/Thüringer Zoopark Erfurt

Kleiner Kletterkünstler mit großer Aufmerksamkeit: Der Gecko ist Zootier des Jahres

Im Aquarium des Kölner Zoos wurde das Zootier des Jahres 2024 vorgestellt – der Gecko. Da die Bestände vieler Geckoarten akut gefährdet sind und immer weiter abnehmen, sollen die Geckos nun ein Jahr lang im Rampenlicht stehen. Der Thüringer Zoopark Erfurt ist seit vielen Jahren fester Partner des Kimboza-Forest-Projektes zur Rettung des Himmelblauen Zwergtaggeckos – einem der Fokustiere der diesjährigen Kampagne.
Zu Pulver zermahlen, als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt – so endet manch Gecko und wird damit Opfer eines Aberglaubens, welcher den Tieren besondere Heilkräfte zuschreibt. Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise, doch die Nachfrage nach diesen vermeintlichen Medikamenten steigt dramatisch.
Generell sind Geckos mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungen konfrontiert. Diese reichen von der Verschmutzung und dem Verlust des Lebensraumes, Schäden durch invasive Arten, dem Klimawandel bis hin zur übermäßigen Absammlung für den Heimtierhandel oder der Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin und als Delikatesse. Dabei faszinieren diese Reptilien uns Menschen, wenn sie sich mit speziellen Haftlamellen an den Zehen hervorragend auf glatten Flächen wie Blättern oder sogar Glas, sicher fortbewegen.
Viele Geckoarten haben nur kleine Verbreitungsgebiete und sind auf bestimmte Faktoren in ihrem Lebensraum angewiesen. Das Verbreitungsgebiet der Himmelblauen Zwergtaggeckos etwa umfasst den gerade mal 4 km² großen Kimboza-Wald sowie zwei angrenzende kleine Gebiete in Tansania. Dort bedrohen Waldbrände und invasive Pflanzen die Geckos. Denn Himmelblaue Zwergtaggeckos sind für ihr Überleben auf Pandanuspalmen angewiesen, die durch invasive Pflanzen verdrängt und durch Feuer zerstört werden.
Um den im Fokus stehenden Geckoarten zu helfen, werden mit den Kampagnengeldern neue Schutzgebiete aufgebaut, Erhaltungszuchtstationen etabliert, Öffentlichkeitsarbeit betrieben, Waldbrandschneisen angelegt und Ausrüstungsgegenstände sowie Transportmittel für die Projektteams finanziert. Eine Verknüpfung von In-situ- (im Lebensraum) und Ex-situ-Maßnahmen (in der Haltung) hat sich als besonders wirksam für einen effektiven Artenschutz herausgestellt. Projekte vor Ort, Behörden und zoologische Gärten müssen hierbei Hand-in-Hand arbeiten. Die IUCN (Internationale Union zur Bewahrung der Natur) verdeutlicht im neuen Positionspapier die Schlüsselrollen, die Zoologische Gärten an der Schnittstelle zwischen der Erhaltung in den Zoos und im ursprünglichen Lebensraum spielen.

2023 erfolgreiches Jahr für das Kimboza Forest Projekt

Im Jahr 2023 wurden allein im Thüringer Zoopark Erfurt 2749,19 Euro Spendengelder für das Kimboza Forest-Projekt gesammelt. Neben dem Spendentrichter im Nashornhaus waren es auch Spenden und Erlöse zu Zooparkveranstaltungen, durch die diese hohe Summe zusammenkam. Mit dem Geld wird das Erhaltungsprojekt für den Himmelblauen Zwergtaggecko unterstützt und erweitert.
Der Himmelblaue Zwergtaggecko Lygodactylus williamsi ist fast ausgerottet. Er ist endemisch in Tansania und sein größtes Refugium – der Kimboza-Wald – umfasst gerade noch 4 km². Dieser Wald ist der artenreichste Tieflandregenwald in Tansania. Ein Restbestand, der durch illegale Abholzung, dem Vordringen einer invasiven Baumart und durch Waldbrände bedroht ist. Der Gecko pflanzt sich ausschließlich auf einer einzigen Baumart fort: der Pandanus-Palme. Diese wächst nur auf ca. 17 Prozent der Fläche im Kimboza-Wald, so dass der tatsächliche Lebensraum noch kleiner als die Waldfläche ist.
Der Thüringer Zoopark Erfurt, die Vivaristische Vereinigung e. V. und die Zoologische Gesellschaft für Arten und Populationsschutz (ZGAP) haben deshalb im August 2020 eine Kampagne und ein Projekt begonnen, den Gecko und seinen Wald zu erhalten. Das Projekt wird vor Ort von Dr. Charles Kilawe geleitet und wissenschaftlich durch die Sokoine Universität begleitet. Durch das Projekt werden Waldbrandschneisen freigehalten, nicht-einheimische Bäume aus dem Regenwald entfernt und Patrouillen gegen Wilderei und illegalen Holzeinschlag durchgeführt.
Das erfolgreiche Projekt wurde 2023 erweitert. Es gibt jetzt zwei Rundwanderwege mit Infotafeln zu Besonderheiten. Der Ökotourismus soll 2024 weiter ausgebaut werden. Eine Baumschule wurde ebenfalls neu gebaut. 2023 wurden allein 1800 einheimische Bäume und Pandanus-Palmen gepflanzt und der Wald renaturiert. Weitere Flächen sollen 2024 wieder aufgeforstet werden.
Sämtliche Arbeiten werden durch Menschen der umgebenden Dörfer durchgeführt und vom Projekt bezahlt. Sie wollen mithelfen? Kontakt und Infos zum Projekt gibt es beim Thüringer Zoopark Erfurt unter: heike.maisch@erfurt.de.

Die Kampagne „Zootier des Jahres“

Die „Zootier des Jahres“- Artenschutzkampagne wurde 2016 mit dem Ziel ins Leben gerufen, sich für stark gefährdete Tierarten einzusetzen, die nicht so bekannt sind und deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus der Öffentlichkeit steht. So konnten in der Vergangenheit beispielsweise wichtige Projekte für den Erhalt von Rotohraras in Bolivien, Scharnierschildkröten in Kambodscha oder Java-Pustelschweine in Indonesien realisiert werden. Bei den Bemühungen, die gesteckten Ziele für die im Fokus stehenden Arten zu erreichen, wird die ZGAP von ihren Partnern der Gemeinschaft der Zooförderer (GdZ), der Deutschen Tierpark-Gesellschaft (DTG) und dem Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) unterstützt.
Mit den Kampagnengeldern werden verstärkt Schutzmaßnahmen für verschiedene Geckoarten in Vietnam und Tansania umgesetzt und Umweltbildungsmaßnahmen gestartet. Spendengelder, die im Laufe dieses Jahres gesammelt werden, verstärken die Reichweite der Aktivitäten. In mehreren Regionen Vietnams werden etwa neue Erhaltungszuchtstationen errichtet oder bestehende Haltungen erweitert. In Tansania wird mit den Kampagnengeldern ein neues Schutzgebiet ausgewiesen und aufgebaut, um den Lebensraum der Himmelblauen Zwergtaggeckos zu vergrößern und die bisher getrennten Geckopopulationen wieder zusammenzubringen.

 

Quelle: Thüringer Zoopark Erfurt