Stadt schafft Ersatzlebensräume für streng geschützte Tiere
Nach dem Bundesnaturschutzgesetz dürfen diese Tiere nicht getötet, gestört oder in ihrem Lebensraum beeinträchtigt werden. Deshalb ist die Stadt verpflichtet, Ersatzflächen zu schaffen und die Tiere in geeignete Lebensräume umzusiedeln.
Für die Umsiedlung wurde ein zweistufiges Verfahren entwickelt. Zum einen werden die Tiere seit dem Frühjahr mit Hilfe von Reptilienschutzzäunen und gezielten Mäharbeiten schrittweise aus dem Baugebiet heraus in Richtung Bahndamm geleitet. Der Bahndamm bietet mit Schotterflächen, einer insektenfreundlichen Vegetation und ausreichenden Sonnenplätzen gute Bedingungen für die Reptilien. Zum anderen werden Eidechsen, die sich weiterhin innerhalb des künftigen Baufeldes aufhalten, von Biologen eingefangen und in eine eigens vorbereitete Ersatzfläche in der Sulzer Siedlung gebracht. Dort wurde zuvor eine monotone Grünfläche zu einem strukturreichen Lebensraum umgestaltet.
Das Einfangen der Tiere erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Fachleute setzen dabei die sogenannte Schwamm-Methode ein. Dabei wird den Tieren ein weicher Schwamm sanft übergestülpt, sodass sie sich nicht erschrecken oder verletzen können. Unter dem Schwamm bleiben die Eidechsen ruhig, bis sie vorsichtig mit der Hand aufgenommen und in einen Transportbehälter gesetzt werden. Anschließend werden sie in die vorbereitete Ersatzfläche gebracht. Diese Methode gilt als besonders schonend, da sie Stress und Verletzungsrisiken für die Tiere minimiert.
Die Umsiedlung unterliegt klar definierten Zeitfenstern. Gefangen werden dürfen die Tiere nur im Frühjahr, wenn sie aus der Winterruhe kommen und bevor sie ihre Eier ablegen, sowie im Spätsommer nach dem Schlupf der Jungtiere. Während der Eiablage ist eine Umsetzung nicht zulässig, um den Bestand nicht zu gefährden.
„Mit der Umsiedlung stellen wir sicher, dass der geplante Schulcampus gebaut werden kann, ohne den strengen Artenschutz zu verletzen“, erklärt Jens Düring, Abteilungsleiter Naturschutz im Umwelt- und Naturschutzamt. „Gleichzeitig schaffen wir damit neue, vernetzte Lebensräume, von denen die Zauneidechse langfristig profitiert.“
Quelle: Aktuelle Meldungen der Landeshauptstadt Erfurt