Foto: Fachhochschule Erfurt/Archiv ich liebe Erfurt

Studie „Entwicklung einer Angebotskurve zur Deckung der deutschen
Wasserstoffnachfrage bis 2050“ veröffentlicht

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr.-Ing. Konstantin Lenz,
Professor für Energiewirtschaft, wurde am 14.08.2023 die Studie zur
„Entwicklung einer Angebotskurve zur Deckung der deutschen
Wasserstoffnachfrage bis 2050“ veröffentlicht, an der Studierende der
Fachrichtung Gebäude- und Energietechnik der FH Erfurt gearbeitet haben.

Steigender Strombedarf

Das zukünftige deutsche Energiesystem wird von deutlich steigenden
Stromverbräuchen durch Elektrifizierung und Sektorkopplung geprägt sein.
Der Strombedarf wird zu steigenden Anteilen von fluktuierenden erneuerbaren
Energien, also Energien mit schwankendem Angebot (wie Sonnenenergie und
Windenergie) gedeckt werden. Um die Stabilität dieses Energiesystems zu
gewährleisten, spielen Flexibilitäten eine zentrale Rolle. In diesem Kontext ist
insbesondere Wasserstoff zu nennen, welcher einen bedeutenden Beitrag zur
Flexibilisierung des Energiesystems leisten kann.
Die Studie der Fachhochschule Erfurt ist eine Fortführung der Forschungsarbeit zum
Bedarf an Wasserstoff, welcher im Forschungsprojekt „Wasserstoffnach-
fragepotenzial bis zum Jahr 2050 in Deutschland und der Europäischen Union“ unter
wissenschaftlicher Leitung Prof. Dr.-Ing. Konstantin Lenz im vergangenen Jahr
identifiziert wurde, und betrachtet nun die zur Deckung des Bedarfs notwendige
Angebotsseite.

Deutschland in Zukunft stark auf Wasserstoffimporte angewiesen

Zur Deckung des deutschen Wasserstoffbedarfs sollen unterschiedliche
Wasserstoffherstellungsverfahren zum Einsatz kommen. Die in der Studie der FH
Erfurt simulierte Bedarfsdeckung beruht auf einer ökonomischen Optimierung unter
sinnvoller Berücksichtigung der aktuell geltenden politischen Ziele.
Grüner Wasserstoff kann nach den Ergebnissen der Simulation bis 2050 zu keinem
Zeitpunkt den deutschen Wasserstoffbedarf allein decken. Eine tragende Säule der
Wasserstoffherstellung wird insbesondere zum Beginn die Brückentechnologie des
blauen Wasserstoffes einnehmen, da dieser sich sowohl durch eine günstigere
Produktion als auch durch geringere CO 2-Emissionen auszeichnet. Türkiser
Wasserstoff befindet sich noch in der Entwicklungsphase, so dass der Ausbau nur
schwer abzusehen ist und diese Technologie daher voraussichtlich nur eine
untergeordnete Rolle beim Hochlauf der deutschen Wasserstoffwirtschaft
einnehmen wird. Pinker Wasserstoff ist mit dem deutschen Atomenergieausstieg
keine Option für die Deckung des deutschen Wasserstoffbedarfs. Er wird aber für
Länder mit hohem Anteil von Kernenergie am Strommix eine hohe Relevanz
besitzen. In Frankreich und Schweden würde der durch Netzstrom produzierte
Wasserstoff bedingt durch den Delegated Act sogar als erneuerbarer Wasserstoff
gelten. Des Weiteren zeigt sich, dass Deutschland in Zukunft stark auf
Wasserstoffimporte aus dem außereuropäischen Ausland angewiesen sein wird.
Der größte Anteil der Importe wird durch grünen Ammoniak gedeckt werden, was
das Vorantreiben der europäischen bzw. deutschen Importterminals und
Verteilnetze voraussetzt.

Szenario nicht losgelöst von politischen Entscheidungen

Die Forschungsarbeit bietet eine Vielzahl an Erkenntnissen und stellt einen Ansatz
für die Beantwortung einiger der drängendsten Fragen der Wasserstoffwirtschaft
dar. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Ergebnisse ein Szenario
widerspiegeln. Das tatsächliche Eintreten verschiedener Entwicklungen wird von
vielen Faktoren beeinflusst. Insbesondere politische Entscheidungen können die
Entwicklungen bedeutend lenken.

Studierende gestalten Energiewende mit

Im Studium der Gebäude- und Energietechnik gestalten die Studierenden der FH
Erfurt vom ersten Semestertag an die Energiewende mit. So lernen sie
beispielsweise, wie Energie und Ressourcen nachhaltig ökologisch und ökonomisch
eingesetzt werden, entwickeln energieeffiziente und nachhaltige Konzepte.
In diese Studien flossen die Erkenntnisse verschiedener Bachelor- und Master-
arbeiten ein.

Link zur Studie hier.

 

Quelle: Fachhochschule Erfurt