Der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Roland Richter, befragt die Leitende Polizeidirektorin der Landespolizeiinspektion Erfurt, Heike Langguth, zum Schutz älterer Menschen vor Straftaten.

Bei welchen Straftaten waren und sind ältere Menschen heute am ehesten Opfer?

Kriminelle erschleichen sich das Vertrauen von meist älteren oder sich einsam fühlenden Menschen, gaukeln ihnen einen Notfall vor und bitten darum, ihnen finanziell aus einer Not zu helfen. Das kann an der Haustür erfolgen, aber auch am Telefon. Am bekanntesten ist wohl der Enkeltrick, der auf Vertrauensbasis funktioniert und das Ziel hat, unter moralischem Druck größere Geldsummen von der angerufenen Person überwiesen zu bekommen. Üblich sind auch Schockanrufe, mit denen angebliche Verwandte, angebliche Polizisten oder angebliche Anwälte Bargeld fordern, um ein Problem, das nur vorgegaukelt ist, zu lösen. Wir fassen solche Fälle, die oft hohen Schaden anrichten, unter dem Begriff Vermögensdelikte zusammen. Heute ist es leichter über Telefon oder im Netz vier bis fünfstellige Summen zu erlangen, als bei einem Raubüberfall Beute zu machen!

Wie können sich ältere Menschen vor solchen Straftaten schützen?

Eine soziale Vernetzung ist hier von besonderer Bedeutung. Familienmitglieder, Freunde, Nachbarn oder andere vertrauenswürdige Personen sollten bei Problemen und Verdachtsmomenten angesprochen und zurate gezogen werden. Bei allen vermeintlich betrügerischen Handlungen ist es wichtig, die Polizei (Notruf 110) zu verständigen. Es ist besser, einmal zu viel anzurufen, denn die Polizei nimmt sich der Probleme älterer Menschen an, gibt Ratschläge und leistet Hilfestellung.

Welche Präventionsangebote stellt die Polizei älteren Menschen bereit?

Der wichtigste Baustein ist die Kriminalprävention. Polizeiliche Kriminalprävention ist Vorbeugung und beinhaltet alle Aufgaben, die sich von der Polizei eigenständig wahrnehmen lassen. Wesentliches Ziel ist es, die Gelegenheiten zu reduzieren, Straftaten zu verüben. Eine wichtige Adresse für alle Anfragen ist die Polizeiliche Beratungsstelle der Landespolizeidirektion Erfurt, die Präventionsveranstaltungen, Sicherheitsberatungen und Opferschutz anbietet.

Kontakt: Telefon 0361 663-43007, E-Mail beratungsstelle.erfurt@polizei.thueringen.de

Ältere Menschen trauen sich aus Scham manchmal nicht, bei der Polizei anzurufen? Welche Ratschläge würden Sie diesen Menschen geben?

Ältere Menschen haben einen großen Erfahrungsschatz. Sie sind gewöhnt, selbst zu vermitteln und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Werden sie trotz ihrer Lebenserfahrung Opfer von einem Betrug, gibt es Betroffene, die sich dafür schämen. Dem möchten wir als Polizei aktiv entgegentreten. Neben der wichtigen Anzeigenaufnahme nach verdächtigen Situationen, Kontaktaufnahmen an der Haustür oder am Telefon steht bei uns besonders der Opferschutz im Vordergrund. Das Ziel ist es, empathisch auf die Bürger zuzugehen und ihnen somit Scham und Sorge zu nehmen.

Macht Ihnen die Arbeit in Erfurt Spaß und was sind Ihre Lieblingsaspekte bei der Arbeit?

Die Arbeit bereitet mir Freude, denn ich bin mit viel Begeisterung in einer großartigen Stadt wie Erfurt Chefin der Landespolizeiinspektion. Mit meinen Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit von über 200.000 Menschen in der Stadt zu sorgen, ist eine wichtige Aufgabe. Besonders freut es mich, wenn sich innovative und motivierte Polizeibeschäftigte in der Behörde einbringen, besondere Ideen haben und dadurch das Sicherheitsgefühl stärken. Auch gibt es beim Thema Sicherheit eine sehr gute Zusammenarbeit mit dem Dezernat Sicherheit und Umwelt der Stadtverwaltung und mit dem Kriminalpräventiven Rat.

 

Quelle: Aktuelle Meldungen der Landeshauptstadt Erfurt