Sven UK
Mit Rollator zum DJ-Pult?
Pistole aus dem 2. Welkrieg
Sven ist gebürtiger Sonneberger. Allerdings bleibt er dort nur drei Tage und es geht sofort nach der Geburt mit den Eltern zurück nach Erfurt. Seitdem ist er Erfurter. Bekannt ist Sven seit den 1990“er Jahren unter seinen DJ-Namen „Sven UK“ – wer kurz nach der Wende in Erfurt jung ist und der Technomusik nicht abgeneigt, kennt ihn als Konstante der Erfurter Technoszene. Auch in Berlin, Kassel und Leipzig ist er in dieser Zeit kein Unbekannter.
Seine ersten Jahre verbringt Sven im Erfurter Mühlenviertel. Von dort aus erkundet er mit Spielkameraden immer wieder die nähere Umgebung. Dabei ist eine Erinnerung lebendig geblieben: „Ich war ungefähr 11 Jahre alt und habe im Waidmühlenweg gelebt und da fließt die Gera lang. Wir sind da immer auf Erkundungstour gegangen und da haben wir eine Pistole im Wasser gefunden. Eine alte aus dem 2. Weltkrieg“.
Für Kinder ein spannender Abenteuerplatz mitten in der Stadt. Die Wohnungen dort sind Anfang der 1980“er Jahre allerdings weniger spannend: Unsaniert mit Außenbad. Der Umzug zum damals neu errichteten Stadtteil Roter Berg ein echtes Upgrade. Hier lebt Sven bis in die Wendezeit, macht Abitur und geht nach Stuttgart. Dort absolviert er eine Ausbildung zum Restaurantfachmann mit Kochausbildung.
In der ganzen Republik und halb Europa unterwegs
Aber die Heimat ruft. In Erfurt hat sich Anfang der 1990“er Jahre eine der lebendigsten Technoszenen der Republik etabliert. Menschen mit einem Händchen und Leidenschaft für diese neue Musik können hier einiges erreichen. Sven ist so einer.
In einem Plattenladen eröffnet er den ersten Technoklub Erfurts. Die „Loge“ am Anger verspricht gute Partys bei ebensolcher Musik. Sven organisiert und legt auf. Nach ein paar Monaten ist allerdings schon Schluss. Selbst in der wilden Zeit kurz nach der Wende sind Musikveranstaltungen dieser Art im Herzen der Stadt nicht lange möglich. Nebenbei betreibt er mit DJ-Kollegen Mirko S. einen Plattenladen, der schließlich in der Johannesstraße sein langjähriges Domizil findet. Sven ist da schon in der ganzen Republik und halb Europa unterwegs, kommt aber immer wieder gerne nach Erfurt zurück. „Es ist Heimat. Ich habe das immer gemerkt, wenn ich z. B. in großen anderen Städten aufgelegt habe. Es war immer super, aber wenn wir wieder zurückgefahren sind, egal von wo, haben wir immer gesagt: Oh geil, Erfurt“
Rollator und Sauerstoffzelt
Sven mag Erfurt und bleibt. Dabei wohnt er in verschiedenen Stadtvierteln: Vom Herrenberg über den Theaterplatz, Röntgen-, Arnstädter- und Espachstraße ist er irgendwann in der Innenstadt angekommen. Seine Lieblingsplätze sind dabei über Jahre die gleichen geblieben. Am Nordstrand, dem Alperstedter See oder in einem der Erfurter Parks kann man Sven bei entsprechendem Wetter antreffen.
Die Frage, ob Sven in Erfurt bleiben wird, ersparen wir uns. Nur die Innenstadt als Wohnquartier muss es nicht für immer sein, erfahren wir. „Irgendwas mit Garten ist mir wichtig und das wird schwer in der Innenstadt zu finden sein“
Und beruflich – wird Sven UK bis ins hohe Alter vor dem Mischpult stehen? „Nein, ich höre irgendwann auf, du wirst ja sonst auch unglaubwürdig, wenn du da mit Rollator hoch zum DJ-Pult kommst und nach einer halben Stunde das Sauerstoffzelt über dich gezogen wird und der Arzt hinter dir steht“. Szenarien, die Sven nicht braucht und so verschiebt sich seine Tätigkeit immer mehr in den Hintergrund. Bis dahin werden wir ihn aber hoffentlich noch recht oft bei Veranstaltungen wie die von „Charlie Moskau“ mit DJ- Kollegen Mirko S. erleben können.