„Tatort Kultur“-Preis für das FSJ-Projekt „Stolperkarten“ am Erinnerungsort Topf & Söhne
Jakob Hoffmann macht die Geschichte der jüdischen Familie Feiner erlebbar
Jakob Hoffmann möchte so die jüdische Geschichte von Erfurt bekannter machen und für die Gefahren des Antisemitismus heute sensibilisieren. Er sagt dazu: „Ich habe die Stolperkarten entworfen, damit die Geschichte der Familie an den jeweiligen Orten im wahrsten Sinne des Wortes greifbar ist. Jeder Mensch kann auf seinen alltäglichen Wegen über die Karten und die Geschichte der Familie ‚stolpern‘ und sich an sie erinnern.“ So liegt eine Postkarte mit einem historischen Foto des Nordbads dort am Schwimmbadkiosk aus. Marion Feiner, die jüngere der beiden Töchter, war eine exzellente Schwimmerin und musste erleben, dass ihr als jüdisches Mädchen der Zutritt zum Nordbad verwehrt wurde.
Eine andere Postkarte kann im Pizza-Taxi Erfurt Süd in der Klausener Straße 11 mitgenommen werden. In diesem Haus wohnte die Familie, bevor sie auseinandergerissen wurde. Die Eltern Adele und Joseph Feiner wurden nach Polen deportiert und dort von den Nationalsozialisten ermordet. Die Töchter Marion und Charlotte konnten nur durch Auswanderung nach Palästina ihr Leben retten. Die Karte zeigt die Eltern zu Hause drei Monate vor ihrer Abschiebung. Am 18. September werden vor der Klausener Straße 11 gemeinsam mit den Nachkommen aus Israel vier Stolpersteine für die Familie verlegt. Auch beteiligt an der Verbreitung der Karten sind die Jüdische Landesgemeinde, die Schotte und das Evangelische Ratsgymnasium, in dessen Gebäude sich die Mittelschule befand, die Marion Feiner besuchte.
Das Projekt wurde mit dem „Tatort Kultur“-Preis der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung Thüringen e.V. (LKJ) und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ausgezeichnet, die auch eine der beiden FSJ-Stellen am Erinnerungsort fördert. Eszter Dunkl von der LKJ lobt: „Jakob hat seine Idee sehr gut eingebettet und verflochten mit schon vorhandenen und geplanten Projekten. Er baute auf der bis Anfang des Jahres im Erinnerungsort gezeigten Ausstellung ‚Miriams Tagebuch. Die Geschichte der Erfurter Familie Feiner‘ auf und ließ sich von der geplanten Stolpersteinverlegung im September inspirieren“. Michael Kraus von der Sparkassen-Kulturstiftung berichtet: „Die Jury war von der Vielschichtigkeit und dem Vernetzungsgedanken in Jakobs Projekt begeistert. Das Jakob sein Gesicht und seine Stimme für dieses Projekt gibt, ist ein mutmachendes Zeichen.“
Prof. Dr. Annegret Schüle, die Leiterin des Erinnerungsortes Topf & Söhne, ist beeindruckt, wie gut Jakob sein Projekt durchdacht und kuratiert hat: „Ich freue mich besonders über die positive Resonanz in der Stadtgesellschaft und die große Unterstützung der Nachkommen der Familie in Israel. Sie sind dankbar dafür und schrieben, dass sie das Projekt sehr bewegt und stolz macht.“
Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt