Foto: Dr. Ingo Raufuß, Dr. Jörn Grothe, Katja Bittner/SWE, Christian Fischer

Erste 3D-Seismik in Thüringen soll Potenzial für Erfurter Geothermie-Projekt klären

Die Stadtwerke Erfurt treiben die Wärmewende voran. Ziel ist eine langfristig sichere, bezahlbare und
regional verankerte Wärmeversorgung für die Thüringer Landeshauptstadt. Eine Schlüsselrolle soll
dabei künftig die Tiefengeothermie übernehmen.
Bevor jedoch gebohrt werden kann, steht eine der umfangreichsten geophysikalischen Untersuchungen
Thüringens an: eine 3D-Seismik. Wie das Unternehmen auf einer Pressekonferenz am 10. Dezember
2025 mitteilte, beginnen nun die vorbereitenden Arbeiten für das Projekt.
Hightech im Einsatz: So entsteht das erste seismische 3D-Modell Thüringens
Die Messkampagne soll verlässliche Daten über Struktur, Tiefe und Beschaffenheit der
Gesteinsschichten unter Erfurt und den umliegenden Gemeinden liefern. Das Erkundungsgebiet ist rund
136 Quadratkilometer groß und umfasst das gesamte Stadtgebiet sowie angrenzende Bereiche der
umliegenden Gemeinden. Insgesamt sollen bis zu 700 Kilometer Messstrecke abgefahren und etwa
19.000 Sensoren (Geophone) ausgelegt werden.
17 Messfahrzeuge – darunter Groß- und Mittelklasse-Trucks – erzeugen während der Messung
seismische Schallwellen, die von den Geophonen aufgezeichnet und später zu einem digitalen Modell
des Untergrunds verrechnet werden – bis in Tiefen von rund 7.000 Metern.
Dr. Jörn Grothe, Geschäftsführer der SWE Stadtwerke Energie GmbH, betont die Bedeutung der
Datenbasis für eine zukünftige Entscheidung: „Wir folgen einem klaren Fahrplan, treffen keine
Entscheidung im Blindflug. Deswegen wollen wir zuerst genau verstehen, wie der Untergrund unter
unseren Füßen aufgebaut ist, bevor wir über Bohrungen sprechen.“ Für die Energiewende könne
Tiefengeothermie langfristig ein wichtiger Baustein werden, sagt Grothe weiter, „aber wir gehen Schritt
für Schritt.“
Den Auftrag für die Messungen erhielten die Spezialisten der Geofizyka Toruń S. A. aus Polen. Nach
derzeitiger Planung soll die Seismik Mitte März 2026 starten und – abhängig von Witterung und
Gelände – zwischen 55 und 65 Tage dauern. Gearbeitet wird überwiegend tagsüber, in Ausnahmefällen
können Messungen auch abends oder nachts erforderlich sein. Bis zu 70 Fachkräfte sind gleichzeitig im
Einsatz, aufgeteilt in bis zu drei Teams.

Ab sofort laufen die Vorbereitungen zur Messkampagne

In den kommenden Tagen beginnt das sogenannte Permitting: die Firma GEO-Service K. Bittner GmbH
aus Walsrode wird im Auftrag der Stadtwerke die Abstimmung mit Grundstückseigentümern,
Landwirtschaft und Gemeinden übernehmen. „Der Dialog mit der Bevölkerung, Eigentümern und
betroffenen Flächennutzern gilt als zentraler Bestandteil des Projekts“, sagt Geo-Service-Chefin Katja
Bittner.
Die Auswertung der Messdaten soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein. Erst danach entscheiden die
Stadtwerke über die konkreten nächsten Schritte – von der Wahl geeigneter Bohransatzpunkte bis zur
Technologie der Wärmegewinnung. Eine Erkundungsbohrung könnte voraussichtlich 2028 erfolgen.
Das 5,8 Millionen Euro schwere Erkundungsprojekt markiert einen Meilenstein auf dem Weg zur
klimaneutralen Fernwärme und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE) mit
2,4 Millionen Euro gefördert. Die restliche Summe tragen die Stadtwerke aus Eigenmitteln.
Eine Übersicht zentraler Fragen und Antworten stellen die Stadtwerke auf einer speziellen Webseite
bereit: www.swe-geothermie.de.

Quelle: Stadtwerke Erfurt