Zentrale Restaurierungswerkstätten haben neue Leiterin
Die gebürtige Würzburgerin hat 17 Jahre lang in Leipzig gearbeitet, war dort Restauratorin der Kunstsammlung der Universität. Studiert hat sie in Stuttgart und Newcastle upon Tyne (UK), ist Restauratorin für Gemälde und polychrom gefasste Skulpturen. Was sie an ihrer neuen Position in Erfurt reizt? „Die Vielfalt“, sagt sie. Denn die Bandbreite der Kunst- und Kulturobjekte und der Ausstellungen in den Erfurter Museen ist groß. Und: Die Zentralen Restaurierungswerkstätten der thüringischen Landeshauptstadt sind in ihrer Form etwas Besonderes. „Dass es einen Gebäudekomplex gibt, in dem alle Restauratorinnen und Restauratoren Tür an Tür arbeiten, ist einzigartig“, so Wulff. Üblicherweise sind die nämlich in den jeweiligen Einrichtungen untergebracht. In Erfurt ist es möglich, dass auf kurzem Wege interdisziplinär gearbeitet wird – wenn es zum Beispiel um die Restaurierung von Objekten geht, die sich aus verschiedenen Materialgruppen zusammensetzen.
Am Hospitalplatz 15 sind sieben Restauratorinnen und Restauratoren in sechs Fachbereichen tätig: Metall, Gemälde, Papier, Holz, Textil und Stein. Dazu kommen ein Fotograf, ein Techniker, ein Tischler und zwei „Bufdis“ – junge Menschen, die ihren Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Eine Sekretariatsstelle wird aktuell neu besetzt, dann ist das Team um die Chefrestauratorin mit insgesamt 14 Personen vorerst komplett.
Gearbeitet wird nach Anforderung. Bestimmt wird der Plan maßgeblich von den Wechselausstellungen in den Erfurter Museen. „Wir sichten die Objekte, die ausgestellt werden sollen, und entscheiden, welches Objekt eine Behandlung benötigt. Dann geht es an die Feinplanung“, erzählt Wulff. Aber auch die präventive Konservierung der Sammlungsgegenstände ist wichtig. „Wir versuchen, mögliche Schadursachen vorherzusehen und abzuwenden. Tatsächliche Schäden werden so minimiert oder bestenfalls verhindert“, so Wulff.
Als Leiterin der Zentralen Restaurierungswerkstätten ist Sibylle Wulff vor allem für Koordination, Organisation und Kommunikation zuständig – und stellt sich mit Arbeitsbeginn direkt den ersten großen Herausforderungen. Im Rahmen des Museumsentwicklungskonzeptes soll auch die Depotsituation der Erfurter Museen neu geordnet werden. Aktuell sind die Sammlungen an einzelnen Standorten untergebracht. Ob an einem neuen, zentralen Depot – ermittelt wurde ein Flächenbedarf von 18.000 Quadratmetern – auch die Zentralen Restaurierungswerkstätten untergebracht werden können, soll geprüft werden. „Die Vorbereitung der Machbarkeitsstudie befindet sich aktuell in den letzten Zügen“, sagt Wulff. „Das gesamte Projekt auf den Weg zu bringen, ist eine Mammutaufgabe für alle Beteiligten.“ Auch das Thema Inventarisierung ist Teil des Museumsentwicklungskonzeptes. „Entstehen soll ein einheitliches, digitales und sammlungsübergreifendes System. „Das ist nicht nur wichtig für die Bestandserfassung insgesamt und beispielsweise das Protokollieren des Zustands eines jeden Objektes“, so Wulf. „Es könnte auch der Forschung dienen, wenn Informationen und Untersuchungsergebnisse über das Sammlungsgut künftig auch von außerhalb recherchierbar wären.“
Gelöst werden soll mit der Depot-Neuplanung, die die Zentralen Restaurierungswerkstätten einbezieht, auch die schwierige Raumsituation – denn die Idylle des Gebäudekomplexes birgt Tücken: Die Treppenhäuser sind eng, Türrahmen und Durchgänge niedrig, einen Fahrstuhl gibt es nicht. „Das ist nicht nur herausfordernd, wenn es darum geht, großformatige Werke oder in Klimakisten verpackte Objekte in die Werkstätten zu bringen“, so Wulff. „Es ist auch logistisch schwierig, Objekte aus den Depots in die Räumlichkeiten der Zentralen Restaurierungswerkstätten entsprechend schonen zu transportieren, wenn diese wegen ihres schlechten Erhaltungszustands eigentlich gar nicht transportfähig sind.“
Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt