Foto: Marina mit Kindern/Thüringer Zoopark Erfurt
Elefantenskelett von Marina verlässt endgültig den Zoopark Erfurt
Nach sieben Jahren im Alten Elefantenhaus heißt es nun wirklich Abschied nehmen: Das Skelett der ehemals stadtweit bekannten Elefantenkuh Marina hat den Thüringer Zoopark Erfurt verlassen und wurde zurück ins Phyletische Museum Jena gebracht. Grund für die Rückgabe ist eine geplante Neunutzung des Hauses.
Der Zoopark Erfurt beabsichtigt, das Alte Elefantenhaus in naher Zukunft wieder für die Tierhaltung herzurichten, entsprechende Möglichkeiten werden noch in diesem Jahr geprüft. Mit dem Umzug der Elefanten auf die neue Elefantenlage im Jahr 2014 wurde das alte Elefantenhaus als „Kalthaus“ weitergeführt, das Arten beherbergt, die entweder mit nur 8 Grad im Winter gut auskommen oder den Winter verschlafen. Außerdem werden wechselnde Ausstellungen und Kampagnen rund um den Artenschutz präsentiert. Aktuell wird im Obergeschoss eine barrierefreie WC-Anlage gebaut. Parallel laufen die Planungen zur Wiederbelebung des Hauses, zunächst temporär, später mit einer Neuausrichtung und damit einhergehenden Sanierung.
Aus diesem Grund wurde Marinas Skelett demontiert und verladen und zurück nach Jena gebracht. Allein der Schädel der einst imposanten Elefantenkuh bringt rund 70 Kilogramm auf die Waage, der Rumpf wird auf etwa 250 Kilogramm geschätzt, wie Präparator Matthias Krüger vom Phyletischen Museum Jena vermutet – hier war also echte Muskelkraft gefragt. Insgesamt sechs Mitarbeiter des Zooparks packten mit an, zudem das Präparatorenteam und die Mitarbeiter der Transportfirma Schmitz Cargobull. Den Transport hat die Firma großzügig gesponsert. Ein schönes Detail am Rande: Das Unternehmen trägt selbst einen Afrikanischen Elefanten im Logo – passender hätte es also kaum sein können. Die Gestaltung und Finanzierung der LKW-Plane hat übrigens auch die Transportfirma gemeinsam mit der Thüringer Zooparkstiftung übernommen. Wir sagen Danke!
Mit dem Abbau und Abtransport des Skeletts endet ein besonderes Kapitel Zoogeschichte. Denn Marina war nicht irgendein Elefant – sie war ein echter Publikumsliebling und prägte ganze Generationen.
Eine Elefantengeschichte von Kindern geschrieben
Geboren 1957 im Kongo, kam die junge Elefantenkuh 1960 nach Erfurt. Ihre Mutter war auf einer Bananenplantage erschossen worden, und so wuchs Mbaya, wie sie zunächst hieß, in einer Elefantenstation mit Pflegemüttern auf. Der damalige Zoodirektor Dr. Roth wählte den kleinen Elefanten mit dem Loch im linken Ohr aus. Durch eine außergewöhnliche Mitmachaktion erhielt er schließlich auch seinen berühmten Namen. Denn im Radio DDR forderte der Sandmann ab Oktober 1959 die Kinder auf, durch Einsendung von kleinen Elefantenbildchen, ihm zu helfen, ein kleines, verirrtes Elefantenmädchen wiederzufinden. Die Bildchen waren auf der Verpackung der Margarine “Marina” zu finden. Die VEB Öle und Fette hatten die Finanzierung einer lebenden “Marina” versprochen.
60.000 Kinder aus der ganzen Republik hatten im Frühjahr 1960 durch die Einsendung von 1,5 Millionen „Marina“-Bildchen den Geschenkelefanten gefunden und damit finanziert und warteten sehnsüchtig auf ihre “Marina”. Am 28. Juli 1960 kam Marina nach einer abenteuerlichen Reise von über 1.000 Kilometern durch den Urwald, per LKW und Flugzeug, wohlbehalten in Erfurt an – wo sie begeistert empfangen wurde.
Marina war die erste Elefantenkuh des Thüringer Zooparks. Sie lernte Kunststücke, half beim Anschieben von Traktoren, wurde über die Jahre zur Leitkuh einer wachsenden Herde und mit dieser, was heute unvorstellbar ist, im Gelände des Zooparks sowie im angrenzenden Wohngebiet spazieren. Mit stolzen 2,55 Metern Schulterhöhe und 3,7 Tonnen Gewicht war sie eine imposante Erscheinung. Nach ihrem Tod am 30. Juli 2003 fand Marina im Phyletischen Museum Jena eine neue Aufgabe: Als Skelett diente sie der Wissenschaft und Ausstellung. Ab 2018 war sie im Alten Elefantenhaus ausgestellt – als Botschafterin ihrer Art, sowohl für ihre in Afrika lebenden Verwandten, die unseren Schutz bedürfen, als auch für eine sich über die Jahrzehnte wandelnde Elefantenhaltung in Zoologischen Gärten.
Mit der Rückkehr nach Jena endet Marinas Weg in Erfurt nun endgültig. Ihr Andenken aber bleibt: als Botschafterin für ihre Art, als Kindheitserinnerung für tausende Zoobesucher und als Symbol für die enge Verbindung zwischen Mensch und Tier.
Quelle: Thüringer Zoopark Erfurt