Foto: Sommer im Nordpark/Archiv ich liebe Erfurt

Landeshauptstadt Erfurt startet Beteiligungsprozess zum Thema Nachtleben

In diesem Jahr plant die Stadtverwaltung Erfurt einen umfangreichen Beteiligungsprozess zum Nachtleben in Erfurt. An dessen Ende steht ein Abschlussbericht. Dieser kann Grundlage für zukünftige Entscheidungen sein, wenn es darum geht, wie die Landeshauptstadt Erfurt mit dem Themenkomplex Nachtleben verfahren möchte.

Auftakt mit drei Workshops

Die Geschehnisse des Nachtlebens sind ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens in Städten. Auch Erfurt hat eine vielfältige nachkulturelle Szene – in Clubs, Musikspielstätten, Kneipen, Spätis oder auch im öffentlichen Raum und temporär genutzten Veranstaltungsorten wird sie aktiv gelebt. Dabei ist ihr Stellenwert für Lebensqualität und Attraktivität der Städte im Konkurrenzkampf um junge Fachkräfte genauso relevant wie ihre wirtschaftliche Bedeutung. Aber in ihm stecken auch eine Vielzahl von Konflikten.

Neben Akteurinnen und Akteuren der Kreativwirtschaft, freien Szene und Nachtökonomie befassen sich auch Ordnungsbehörden und verschiedene Fachbereiche der Verwaltung mit Themen des Nachtlebens, zum Beispiel bei Anmeldungen der Veranstaltungen oder für Sondernutzungen, Vergnügungssteuer, Schallschutz, Genehmigungen, bei Lärmkonflikten usw. Der Beteiligungsprozess zum Erfurter Nachtleben will die Vertreterinnen und Vertreter dieser verschiedenen Bereiche und auch Nutzende der nächtlichen Angebote zusammenbringen, um verschiedene Betrachtungsweisen aufzunehmen, die Bedarfe zu ermitteln und gemeinsame Lösungsansätze zu erarbeiten.

„Hinter Nutzungskonflikten, repressiven Maßnahmen und Schwierigkeiten in der kulturellen Praxis stecken meist strukturelle Probleme. Nachdem in vorangegangenen Beteiligungsformaten Parkanlagennutzung, Innenstadtbelebung und Konfliktbewältigung besprochen wurde, soll nun hinter diese Phänomene geblickt werden.“ So beschreibt es Theresa Kroemer, die Kulturlotsin der Stadt Erfurt, die den Beteiligungsprozess koordiniert und Mitglied der bundesweit vernetzten IG Nachtkonsil ist.

Warum nutzen meist junge Menschen die Parks in der Nacht? Was macht es den Betreibenden schwer, niederschwellige Angebote für junge Menschen herzustellen? Wie kann ein vitales Nachtleben aussehen, ohne die Bedürfnisse von Anwohnenden außer Acht zu lassen? Und was kann jeder einzelne Interessenvertreter zur Konfliktprävention beitragen? Nachdem nun situativ Lösungen – wie das Konzept mobiler Awareness-Teams, mehr Müllcontainer oder eine Open Air Fläche – gefunden wurden, soll es nun um längerfristige Lösungen und Konzepte gehen. Wer soll diese einzelnen Maßnahmen koordinieren und wie können die verschiedenen Perspektiven zum Nachtleben in Zukunft moderiert werden? Welche Maßnahmen helfen langfristig, das Nachtleben einvernehmlich zu gestalten?

„Dabei knüpft der Prozess an den 2022 durch die Jugendbeteiligungsstruktur Bämm! koordinierten Prozess ,Nachts in Parks‘ an und erweitert das Betrachtungsfeld um weitere Perspektiven“, so Theresa Kroemer. „Ziel des diesjährigen Beteiligungsprozesses ist es, Überlegungen anzustellen, wie die bestehenden Diskurse, Befragungsergebnisse und Projekte zum Thema Nachtleben in Zukunft gebündelt und in eine koordinative Struktur gebracht werden können.“

Hierfür werden im ersten Halbjahr von April bis Juni insgesamt drei Workshops mit Personen aus den Bereichen „Nachtökonomie – Akteurinnen und Akteure“, „Nachtleben – Nutzerinnen und Nutzer“ und der Stadtverwaltung durchgeführt. Zu einer gemeinsamen Abschlussdiskussion wird im August erneut öffentlich eingeladen.

Inhaltlich und methodisch führt die Kulturwissenschaftlerin Kordula Kunert durch den Workshop und Gesamtprozess. Sie war selbst viele Jahre im Nachtleben aktiv, in Club-Kollektiven eingebunden, derzeit arbeitet sie in der Kulturverwaltung auf Bundesebene (Initiative Musik) und freiberuflich für verschiedene Städte zum Thema Nachtökonomie und Nachtlebenvertretung. Der Prozess selbst wurde durch einen fraktionsübergreifenden Antrag von Bündnis90/Die Grünen, den Linken und der SPD auf den Weg gebracht und im Stadtrat beschlossen. Die Ergebnisse werden in einem Abschlussbericht dokumentiert und der Stadtverwaltung und dem Stadtrat übergeben, um hier nächste Schritte zum Umgang mit der Thematik vorzuschlagen.

Der Workshop für Nutzende des Nachtlebens findet am 16. Mai 2024 von 16 bis 20 Uhr statt. Interessierte können sich per Mail an kulturlotsin@erfurt.de mit dem Betreff „Workshop Nachtleben-Nutzende“ anmelden und erhalten nach einer Bestätigung Informationen zum Veranstaltungsort. Dieser ist rollstuhlgerecht.

Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt