Foto: Die Baugrube/Stadtverwaltung Erfurt

 

Tiefbauarbeiten nach Havarie decken versteckte historische Anlage auf

Ein Straßeneinbruch in der Wilhelm-Külz-Straße hat kürzlich Reste eines historischen Bauwerks freigelegt. Schon bei erster Begutachtung mit einer Kanalkamera hat sich gezeigt, dass es dort einen größeren unterirdischen Hohlraum gibt. Gefunden wurde dort der aus Natursteinen gemauerte Kanal der Hirschlache.

Reste einer Brücke über die Hirschlache kommen zum Vorschein

Die anschließenden Tiefbauarbeiten legten dann den Kanal, einen Schacht und die Leitung aus Betonrohren frei. Über dem Kanal spannte sich eine Haube aus sorgsam behauenen Sandsteinen und zwischen den Gewölben liegenden Stahlträgern. Bekannt sind solche Konstruktionen als Preußische Kappen. Die Stahlträger und die Wände des früheren Kanals sind in einem fast tadellosen Zustand.

Im Zuge der Arbeiten hat das Erfurter Tiefbau- und Verkehrsamt die Betonrohre auf beiden Seiten geöffnet. Weitere Untersuchungen zum unterirdischen Verlauf – unter anderem per Kamerabefahrung – folgten, um die weitere Verfahrensweise festzulegen.

Es ist geplant, das Loch in der Straße bis Mitte Dezember 2025 provisorisch zu verschließen. Der endgültige Deckenschluss ist für das Frühjahr 2026 vorgesehen.

Die Fahrbahndecke in der Wilhelm-Külz-Straße war eingebrochen, weil der frühere Kanal der Hirschlache nicht aufgefüllt wurde.

Hintergrund

Die Hirschlache war über viele Jahrhunderte zuerst ein natürlicher, später kanalisierter offener Gewässerlauf, der das Wasser der Gera auf Höhe der Kartäusermühle vom Walkstrom abzweigte und in einem großen Bogen durch die Stadt am Venedig wieder in die Gera führte. Das Wasser wurde von den Löbern (Lohgerber), die hier schon um 1320 wohnten, zum Gerben der Felle genutzt.

Im 19. Jahrhundert musste das offene Gewässer der Stadtentwicklung weichen: Die Hirschlache wurde verrohrt und der Kanal erhielt eine Haube, neue Straßen und Wohngebäude entstanden. Heute erinnern lediglich noch Namen von Straßen an diesen Bachlauf – Hirschlachufer oder auch der Hirschgarten, der allerdings in einiger Entfernung zur Hirschlache liegt. Nur bei Straßeneinbrüchen oder Tiefbauarbeiten wird der frühere Kanal punktuell wieder sichtbar.

Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt