Foto: Ansichtskarte “Alt-Erfurt”, um 1890/Museum für Thüringer Volkskunde Erfurt

 

Zum Abschluss der Herbstferien findet am Samstag, dem 18. Oktober 2025, um 15:00 Uhr eine Führung zum historischen Gebäudekomplex im und um das Erfurter Volkskundemuseum statt. In ihrem öffentlichen Rundgang „Von Spitalmeistern, Geistlichen, Siechen und Pfründnern – Entdeckungen im ehemaligen Großen Hospital“ gibt Diplom-Restauratorin Karin Kosicki exklusive Einblicke in das historische Gelände.

Kostenfreie Führung im Museum für Thüringer Volkskunde

Bis heute gehört der eher unscheinbare, denkmalgeschützte Komplex mit Gebäuden aus all seinen Bau- und Wirkungsphasen zu den herausragenden Zeugnissen der Spitalarchitektur und -geschichte. Die spezielle Erkundungstour bietet zahlreiche Hintergrundfakten zur Geschichte und Alltagshistorie des Hospitals ebenso wie Details zu Befunden, Sanierungen und Entdeckungen vor Ort.

Als frühere Mitarbeiterin der städtischen Museen Erfurts begleitete Karin Kosicki die Untersuchung, Sicherung und Sanierung der Gebäude des Großen Hospitals seit den 1990er Jahren restauratorisch. Ihre Führung ist somit die Gelegenheit, sachkundige und praxisnahe Informationen einer Fachexpertin zu erhalten.

Treffpunkt ist im Museumsfoyer. Es wird um wetterfeste Kleidung gebeten, da die Entdeckungsrunde auch in den vormaligen Spitalinnenhof und das Außengelände führt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Geschichtliche Hintergründe

Armen- und Pilgerbetreuung, karitative und seelsorgerische Pflege, zeitgemäße medizinische Versorgung – all dies war garantiert im Großen Hospital der Stadt. Heutzutage wäre das Areal wohl einem Pflege- oder Altenheim mit integriertem Krankenhaus gleichzusetzen.

Von Beginn an lag der Gebäudekomplex in maßgeblicher, später in alleiniger Zuständigkeit des städtischen Rates und damit in den Händen einer selbstbewussten und modernen Bürgerschaft. 1385 vor der Stadtmauer am fließenden Wasser der Wilden Gera gegründet, war dieses Spital bei weitem nicht die einzige, doch die umfangreichste Einrichtung ihrer Art im mittelalterlichen Erfurt.

Um 1500 begann das Pfründnerwesen hier Fuß zu fassen. Damit wurden gegen Antrittsgeld und Nachlassüberschreibung entsprechende Wohnbereiche für gebrechlichen Personen geschaffen – für einen umsorgten Lebensabend im Hospitalgelände.

Hospitäler bzw. Spitäler gehörten einst zu den größten, nahezu autarken Wirtschaftsbetrieben, so auch das Große Hospital in Erfurt. Direkt neben dem eigentlichen Hospitalkomplex befand sich ein großräumiger Wirtschaftshof. Zudem kam umfangreicher Land- und Waldbesitz in der näheren und weiteren Umgebung hinzu. Fast 30 Angestellten und deren Familien sicherte das Spital einen Arbeitsplatz und damit den Lebensunterhalt.

Unter preußischer Herrschaft wird das Hospitalvermögen ab 1824 der öffentlichen Armenfürsorge zugänglich gemacht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis heute beginnt die museale Nutzung den Gebäudekomplex, im Besonderen das sogenannte Herrenhaus, zu prägen.

Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt