Schulklassen aus ganz Deutschland besuchen den Erinnerungsort Topf & Söhne. Als außerschulischer Lernort zur Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen und der Mittäterschaft der Industrie bietet der Erinnerungsort seit einigen Jahren interessierten Schulen eine langfristige Zusammenarbeit an. Mit der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Gesundheit und Soziales (SBBS) Jena nutzt nun die dritte Schule diese Möglichkeit. Heute wurde die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.

Kooperationsvereinbarung unterzeichnet

Für den Unterricht in berufsethischen Grundlagen und Geschichte in der SBBS ist vor allem der Themenschwerpunkt der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen an Menschen mit geistiger, psychischer und körperlicher Beeinträchtigung wichtig. Auch die inklusiven Angebote in einfacher und Leichter Sprache, mit denen der Erinnerungsort gemeinsam mit „Barrierefrei erinnern – Das Zentrum für Thüringen“ der Lebenshilfe Teilhabe ermöglicht, stoßen auf besonderes Interesse der SBBS. „Seit 2007 trägt unsere Schule den Titel ,Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage‘“, sagt Schulleiterin Andrea Veit. „Das soll nicht nur Fassade sein, sondern muss auch gelebt werden. Mir ist es ein Bedürfnis, die Schülerinnen und Schüler immer wieder zu sensibilisieren und die Geschichte nicht aus den Augen zu verlieren.“

„Der Erinnerungsort Topf & Söhne ist ein besonders geeigneter Ort, um in der Auseinandersetzung mit der Geschichte berufsethische Fragestellungen für heute zu thematisieren“, sagt Oberkuratorin Dr. Annegret Schüle. Gedenkstättenpädagogin Rebekka Schubert ergänzt: „Für uns ist es wichtig, im Gespräch mit den Lehrkräften zu erfahren, welche Fragestellungen relevant sind. Die Jugendlichen selbst zeigen uns wiederum, was eine angemessene Art der Vermittlung ist.“

Besonders die Dauerausstellung zum Thema „Euthanasie“ und der damit verbundenen Frage nach Verantwortung auch von Ärzten und Pflegekräften steht für die SBBS im Fokus. „Warum Menschen unethisch handeln, ist auch heute eine aktuelle Frage“, so Schubert. „Wir wollen, dass diese Fragen fest im Schulalltag verankert werden, dass die Jugendlichen sie durchdringen und in ihr späteres Berufsleben mitnehmen. Die Kooperationsvereinbarung bildet dafür ein breites Fundament und öffnet den Weg für eine langfristige Zusammenarbeit.“ Um das Potenzial des Erinnerungsortes auszuschöpfen, wurde bereits eine Zeitschiene für Führungen, Workshops und Fortbildungen festgelegt.

Seit 2016 kooperiert der Erinnerungsort Topf & Söhne mit der Staatlichen Gemeinschaftsschule 1 „Friedrich Schiller“ in Erfurt, seit 2022 mit der Emil-Petri-Schule des Marienstifts Arnstadt.

 

Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt