„Jeder archäologische Fund ist eigentlich ein Schatz“, sagt Gudrun Noll Reinhardt. Die Kuratorin hütet im Keller des Stadtmuseums Erfurt eine wahre Schatzkammer. Teils Jahrtausende alte Zeugnisse – der älteste Fund, eine Handspitze, ist immerhin 100.000 Jahre alt – erzählen, wie die Erfurterinnen und Erfurter früher lebten, wo sie gewohnt und wie sie gearbeitet haben. Diese kostbaren Zeitzeugen und die damit verbundenen Geschichten sollen nun auch für die Öffentlichkeit wieder sichtbar und vor allem erlebbar werden: in der neuen Dauerausstellung „Der Nabel der Welt – Erfurts archäologische Schätze“, die voraussichtlich im Oktober 2024 im Stadtmuseum eröffnet wird.

Neue Dauerausstellung im Stadtmuseum voraussichtlich ab Oktober 2024

„Wir möchten die Besucherinnen und Besucher nicht berieseln“, so Noll-Reinhardt. „Sie sollen selbst aktiv werden und an der Erschließung der Inhalte teilhaben. Vergangene Ausstellungen haben gezeigt, dass sich die Erfurterinnen und Erfurter unheimlich für Stadtarchäologie interessieren.“ Im Gewölbekeller des Museums sollen verschiedene Bereiche entstehen. Das „Fragmente-TV“, so der Arbeitstitel, soll eine Art „Live-Ticker“ für Ausgrabungen in Erfurt sein: Welche Grabungen laufen aktuell, welche sind geplant? Was wurde gefunden? Und: Was ist Stadtarchäologie überhaupt?

An einem interaktiven Stadtmodell können Besucherinnen und Besucher von der Steinzeit bis ins Mittelalter reisen und aktuelle Fundstellen und deren Bedeutung entdecken. „Wir möchten auf die Besonderheiten der einzelnen Funde aufmerksam machen und ihre Geschichten erzählen“, so die Kuratorin.

Im nächsten Raum warten fünf Themeninseln, die Exponate aus verschiedenen Zeithorizonten zu bestimmen Schlagworten vorstellen. Die Ausstellungsstücke sollen zeigen, welche Erkenntnisse aus ihnen gewonnen werden können – und dabei einen Bezug zur heutigen Alltagswelt herstellen. „Dort kann es zum Beispiel um das Thema Innovation gehen“, erzählt Gudrun Noll-Reinhardt. „Schon in der Steinzeit gab es zum Beispiel Armschutzplatten und damit erste Arbeitsschutzmaßnahmen.“

Erstmals wird auch der Erfurter Brakteatenschatz wieder für die Öffentlichkeit zu sehen sein – eine Sammlung besonderer mittelalterlicher Münzen, die nur in bestimmten Gebieten des Deutschen Reichs gebräuchlich waren. Gefunden wurde er 1994 beim Bau des Gewerbegebiets Sulzer Siedlung. Der Schatz ist nur ein Beleg für Erfurts archäologisches Erbe: Aufgrund ihrer günstigen Lage war die Stadt schon früh beliebter Siedelplatz und zählt zu den fundreichsten Regionen Deutschlands.

Quelle: Aktuelle Meldungen der Landeshauptstadt Erfurt