Foto: Handwerker/arifoto.de, Michael Reichel
Wofür sich das Nord- und Mittelthüringer Handwerk weiter einsetzt und was bereits erreicht wurde
Nach der Corona-Pandemie und ihren heftigen Auswirkungen auf das Handwerk war und ist die Energiekrise die nächste große Herausforderung, die Betriebe aus Nord- und Mittelthüringen stemmen müssen. Die extrem gestiegenen Energie- und Einkaufspreise und die hohe Inflation drängen einige Handwerker zu der Frage, ob sie ihr Unternehmen weiter aufrechterhalten können oder ob sie das Geschäft schließen müssen. „Dass einige unserer Betriebe sich ernsthaft Gedanken über die Zukunft machen müssen, gerade jetzt in der kalten, energieintensiven Jahreszeit, stimmt uns nachdenklich. Gleichzeitig ist es unser Antrieb, sie tatkräftig zu unterstützen und Lösungen zu erarbeiten“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Erfurt, Stefan Lobenstein.
Das wurde 2022 erfolgreich auf den Weg gebracht
Im vergangenen Jahr hat die Vertretung der Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Erfurt stetig den Dialog mit der Landes- und Bundespolitik gesucht, um Wege aus der Energiekrise zu finden. Auch auf Druck der Handwerkskammer, oft im Verbund mit den Thüringer Schwesterkammern und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks, ist beispielsweise die Gas- und Fernwärmepreisbremse ab März 2023 ins Laufen gekommen. Bei 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs wird ein Bruttopreis von 12 Cent pro Kilowattstunde (9,5 Cent pro Kilowattstunde für Fernwärme) garantiert, während für die restlichen 20 Prozent die Marktpreise gelten.
Weitere Errungenschaften sind die Gaspreisbremse für Großverbraucher sowie die Strompreisbremse, die seit Januar gelten. Bereits im Dezember haben Verbraucher, also auch Betriebe, die nach Standardlastenprofilen (SLP) abgerechnet werden, und Verbraucher mit registrierter Leistungsmessung (RLM) mit Verbrauch unter 1,5 GWh pro Jahr eine einmalige Entlastung erhalten.
Für Betriebe, die die hohe finanzielle Belastung trotz der Gas- und Strompreisbremse nicht ausgleichen können, wurden Hilfsprogramme wie die Härtefallregelung aufgelegt. Davon profitieren auch kleine und mittlere Unternehmen im Handwerk.
Im Fokus 2023: Dafür setzt sich das Handwerk weiter ein
Auch in diesem Jahr setzt sich die Handwerkskammer Erfurt für die Betriebe ein und bringt weitere Schritte aus der Energiekrise auf den Weg. „Wir fordern unter anderem die Aufhebung des Merit-Order-Prinzips. Der Strompreis muss vom Gaspreis entkoppelt werden“, sagt Stefan Lobenstein.
Daneben spricht er sich in der akuten Krise für die Neuausrichtung der Energiepolitik aus. Demnach müssten alle verfügbaren Energieträger – Atom, Erdgas, Erdöl, Fracking und Kohle – aktiviert werden, bis erneuerbare Alternativen zu marktgerechten, wettbewerbsfähigen Preisen und zuverlässig verfügbar sind.
Außerdem fordert er die Politik auf, sich dem Thema Ersatzversorgungsverträge anzunehmen. „Versorger kündigen immer öfter die Energieverträge, ohne neue oder betriebswirtschaftlich darstellbare Neuverträge anzubieten. Die Politik muss hier handeln. Ansonsten drohen Lieferlücken bei den Betrieben“, sagte der HWK-Präsident.
Laut Lobenstein seien die Regierungen in Bund und Land gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen und Sicherheit und Stabilität geben. Nur so könne die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft, und damit auch des Handwerks, gestärkt werden.
Quelle: Handwerkskammer Erfurt