Foto: Ilse Franke im Jahr 2004/Stadtverwaltung Erfurt

Zum 100. Geburtstag von Rudolf Franke

Rudolf Franke (1925 – 2002), der Erfurter Grafiker, Hochschullehrer und Kunstsammler, wäre am Sonnabend, dem 17. Mai 2025, 100 Jahre alt geworden. Als passionierter Kunstvermittler wirkte Franke nicht nur in Thüringen, sondern weit darüber hinaus. Er korrespondierte mit Künstlern in ganz Europa. Mit rund 14 000 Blatt gilt seine Grafiksammlung des 20. Jahrhunderts als die wohl umfangreichste private Kunstsammlung der DDR.

Stadt gedenkt dem Erfurter Grafiker, Hochschullehrer und Kunstsammler

Seine Schätze präsentierte Franke über mehr als ein halbes Jahrhundert regelmäßig als „Fest der Augen“ im kleinen Kreise. Weggefährten und Vertraute, Künstler und Musemsleute konnten in Frankes Wohnung im Erfurter Rieth Arbeiten von Meistern des Bauhauses, der École de Paris oder von systemkritischen Künstlern der DDR betrachten – Werke, die im offiziellen Kunstbetrieb kaum Aufmerksamkeit fanden. Für viele Menschen war es mitunter die erste Begegnung mit einer Kunst, die in Museen der DDR nicht zu finden war. Später hielt Franke Vorträge, etwa in den Kleinen Galerien des Kulturbundes der DDR, und präsentierte auch dort Originale aus seiner Sammlung.

Im Bereich der Druckgrafik verfügte Rudolf Franke über eine große Expertise, gab sein Wissen an zahlreiche junge Menschen weiter und prägte Generationen von Studierenden, die später als Kunstlehrer, bildende Künstler oder Galeristen wirkten. Seine Wirkungsstätte war die ehemalige Erfurter Kunstgewerbeschule in der Straße Am Hügel 1, an deren Nachfolgeeinrichtung, der Fachschule für angewandte Kunst (1955 geschlossenen), Franke seine Ausbildung erhalten hatte. An der Pädagogischen Hochschule Erfurt unterrichtete er später bis 1990 im Fachbereich Kunst.

Frankes leidenschaftlicher Einsatz für die Kunst – und auch für die Freiheit der Kunst – wurde spätestens seit Mitte der 1960er Jahre in überregionalen Kunstkreisen wahrgenommen. Im Jahr 1963, in politisch eisigen Zeiten, gründete er mit Alfred T. Mörstedt, Waldo Dörsch, Philip Oeser, Helmut Senf und anderen die „Erfurter Ateliergemeinschaft“. Die private Künstlervereinigung organisierte bis 1974 in einem Dachgeschoß-Atelier in der Neuwerkstraße, abseits des offiziellen Kunstbetriebs und vom Staat leidlich geduldet, Ausstellungen zeitgenössischer, oftmals abstrakter Kunst. Die Edition grafischer Mappenwerke, unter anderem mit Blättern Gerhard Altenbourgs, zählt zu den besonderen Verdiensten der Ateliergemeinschaft.

Nach dem Tod von Rudolf Franke im Jahr 2002 überreichte seine Witwe Ilse Franke 2004 die umfangreiche Kunstsammlung als „Schenkung Rudolf und Ilse Franke“ der Landeshauptstadt Erfurt, wo sie im Angermuseum bewahrt und in Ausstellungen und Publikationen thematisiert wird. Die Lebensleistung des Ehepaares würdigte die Stadt Erfurt 2006 mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Ilse Franke. Das Angermuseum übernahm nach Ilse Frankes Tod 2021 auch den künstlerischen Nachlass von Rudolf Franke, der sein eigenes grafisches Schaffen dem Farblinolschnitt widmete, eine Technik, die er meisterlich beherrschte und künstlerisch weiterentwickeln konnte.

Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt