„Wichtiger Anstoß zum kritischen Umgang mit Erinnerungskulturen“
Die Legende, die ihn 1945 zu einem Märtyrer des Kampfes gegen Franco im spanischen Bürgerkrieg machte, war der Versuch eines früheren Kampfgefährten, der in Erfurt zurückgebliebenen Witwe zu helfen. Für jene SED-Funktionäre, die in der DDR vom Tod Paul Schäfers in Moskau wussten, war sein Tod in Spanien eine Lüge, der zu widersprechen sie nicht wagen, die sie mittrugen oder selbst aktiv am Leben hielten.
Die Jury hob in ihrer Laudatio nicht nur die anschauliche Darstellung des Alltags sowie des gewerkschaftlichen und politischen Engagements der Erfurter Schuharbeiter und -arbeiterinnen hervor, sie sieht in dem Buch auch einen „wichtigen Anstoß zum kritischen Umgang mit Erinnerungskulturen“.
Das Buch schildert auch die Debatte im Erinnerungsort Topf & Söhne zum Umgang mit der Gedenktafel aus den 1950er Jahren an Paul Schäfers früherem Wohnhaus. Die Inschrift „Im Kampf gegen den Faschismus gab er sein Leben“ wurde nicht entfernt, sondern mit einem Text umrahmt, der auf die historische Wahrheit hinweist.
Die Publikation, die von der Jury als wichtiger Beitrag zum Themenfeld „Industrialisierung und soziale Bewegungen“ gewürdigt wurde, ist bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen erhältlich.
Seit 2018 vergibt die Historische Kommission für Thüringen den vom Land Thüringen geförderten Forschungspreis für Industriekultur. Verzögert durch Corona, konnte die Ehrung der Preisträgerinnen und Preisträger der Jahre 2020 und 2021 durch Minister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff erst jetzt stattfinden.
Quelle: Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Erfurt