Blühwiesen auf Grünflächen

Auch der Regenwurm freut sich

 

Ausmaß der zum Blühen gebrachten Flächen variiert

Der gepflegte grüne Rasen ist nicht mehr das Ideal unserer Zeit. Zu diesem Schluss kann kommen, wer im Sommer einen Blick auf die Grünflächen der Stadt Erfurt wirft. Wo vor ein paar Jahren die am englischen Ideal ausgerichteten kurz geschorenen Rasenflächen das Bild prägten, herrscht jetzt öfter mal bunter Wildwuchs.

Blumenwiese an der Pappelstiegbrücke in Erfurt im Sommer.

Vorteilhaft ist dies für Pflanzen, die gerne über das übliche Rasenmaß hinauswachsen, zahlreiche Tiere und Menschen, die sich an dem Ganzen erfreuen.

Gerade dem Wohl von Insekten ist diese Art der Grünflächenbewirtschaftung verpflichtet. Erste Bereiche werden seit einiger Zeit bewusst nicht abgemäht, um diesen Bewohnern der Stadt ein auskömmliches Dasein zu sichern.

Ein Schild weist auf eine Bienenwiese im Stadtteilpark Johannesfel Erfurt hin.

Aber auch andere Tiere fühlen sich auf solchen Flächen zunehmend wohl.

Ein Hase sucht an einem Sommermorgen nach Nahrung in der Nördlichen Geraaue in Erfurt.

Das Ausmaß der so zum Blühen gebrachten Flächen variiert dabei von Park zu Park und von Grünfläche zu Grünfläche. Betrachtet man z.B. die Nördliche Geraue zeigt, sich der Nordpark eher noch als Rasenfläche. Auch das Klärchen verwöhnt Liebhaber des gepflegten Parks mit dem gewohnten Blick auf kurz geschorenes Grün.

Das Klärchen in Erfurt in der Nördlichen Geraaue auf dem Gelände eines ehemaligen Klärwerks im Sommer.

Verursacher ist noch bei der Arbeit

Danach ändert sich das Bild. Um den Auenteich herum dominiert die blühende Wiese, wie wir sie auch bis zum Kilianipark großflächig vorfinden.

Der Auenteich in der Nördlichen Geraaue in Erfurt ist Teil der Buga 2021 gewesen.

Etwas ungewohnt zeigt sich bei unseren Recherchen der Abschnitt zwischen der Warschauer Straße und der Straße der Nationen. Hier wird gerade gemäht, aber nur „in Streifen“.

Streifenmahd auch Hummelmahd genannt in der Nördlichen Geraaue Erfurt.

Der Verursacher dieses Musters ist noch bei der Arbeit. Auf sein ungewohntes Tun angesprochen folgt, nachdem wir seine Frage verneinen, ob wir zum Helfen gekommen seien oder ein Bier vorbeibringen, ein längerer Vortrag. Dabei entpuppt sich der Mann mit der Mistgabel als Dr. rer. nat. Siegbert Merkle, Geschäftsführer der Firma Merkle und Partner.

 
Dr. rer. nat. Siegbert Merkle bei der Hummelmahd im Auftrag der Stadt Erfurt in der Nördlichen Geraaue.

Die Streifenmähmethode ist eine Entwicklung seiner Firma und als „Hummelmahd“ beim Deutschen Patentamt als Wortmarke eingetragen.

Regenwurm freut sich

Der Sinn des Ganzen? Wiesen müssen irgendwann und irgendwie gemäht werden, sonst bleiben sie keine Wiesen. Bei der traditionellen Methode wird in kurzer Zeit eine große Fläche komplett von Gräsern und Blumen befreit. Aus Sicht des Menschen ein eher undramatischer Vorgang. Aus Sicht der Bewohner dieser Wiesen wie Grashüpfer und Spinnen allerdings eine völlige Zerstörung ihres Lebensraums. Wird eine solche Wiese nur streifenweise gemäht, haben diese Bewohner die Möglichkeit, ihr Leben auf dem gewohnten Gelände in dem nicht gemähten Teil weiterzuführen.

Liebesschlösser Lange Brücke Erfurt an Brücke über den Bergstrom.

Am Ende seines Vortrags nimmt Herr Merkle die Arbeit wieder auf. Dabei drapiert er das abgemähte Gras um die Bäume der Grünfläche herum. Wir ahnen, dass auch damit das Wohl irgendeines Lebewesens gesteigert wird. Und ja: Bodenbewohner wie der Regenwurm freuen sich darüber, da die Bodentemperatur dadurch auch bei sommerlicher Sonneneinstrahlung erträglich bleibt. Freuen sich zum Schluss auch die Menschen? Wahrscheinlich schon den jetzt gibt es beides in Erfurt. Den gepflegten Rasen, der auch viel Schönes hat und Blumen und Gräser mit glücklichen Tieren mitten in der Stadt.

Ein gemähter Rasen neben einer Blumenwiese am Klärchen in der Nördlichen Geraaue Erfurt.

 

 

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