Die Erfurter Puffbohne

Kulinarisches Kulturgut und Superfood der Vergangenheit

Allgegenwärtig: Die Erfurter Puffbohne

Wer durch Erfurts malerische Altstadt schlendert, dem begegnet sie auf Schritt und Tritt: die Puffbohne. Als niedliches Maskottchen aus Plüsch, als Straßenkunst oder als Namensgeber für die Erfurter selbst – die Puffbohne ist aus Erfurt nicht wegzudenken.

Aber was hat es mit dieser unscheinbaren Hülsenfrucht auf sich? Warum tragen die Einwohner der Stadt ausgerechnet den Beinamen „Erfurter Puffbohnen“?

Tauchen Sie mit uns in die faszinierende Geschichte eines Gemüses ein, das Erfurts Identität bis heute prägt.

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Frisch geerntet sehen die Erfurter Puffbohnen nicht immer perfekt aus. Aber innen: Alles lecker. Die Schalen kann man sowieso nicht essen.

Puffbohnen?
Woher kommt der Name?

Beim Kochen, besonders bei getrockneten Bohnen, wurden die Hülsenfrüchte wieder größer, sie „pufften“ auf.

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Wie immer: Vor dem Genuss kommt die Arbeit. Beim Bohnen pulen können auch die Kleinsten schon helfen.

Vom Arme-Leute-Essen zum Trendgemüse

Die Erfurter Puffbohne (Vicia faba), auch als Dicke Bohne, Saubohne oder Ackerbohne bekannt, war in vergangenen Jahrhunderten einfach nur ein Grundnahrungsmittel; ein Arme-Leute-Essen. Aus heutiger Sicht ist sie so etwas wie ein  Superfood. Besonders in Zeiten des Mangels zeigte die robuste Hülsenfrucht ihre Stärken:

  • Nährstoffbombe: Reich an Proteinen, Ballaststoffen und wichtigen Mineralien wie Eisen, versorgte sie die Erfurter mit allem, was der Körper brauchte.
  • Sättigungsgarantie: Eine Portion Puffbohnen hielt lange vor – ein nicht zu unterschätzender Vorteil in kargen Zeiten.
  • Anspruchslos und widerstandsfähig: Die Puffbohne gedieh auch auf weniger fruchtbaren Böden und trotzte dem oft rauen Klima Thüringens.
  • Haltbar: Getrocknet waren die Bohnen sehr lange haltbar. Getrocknete Bohnen können problemlos ein Jahr ohne Qualitätseinbuße lagern.

Leider gerieten diese positiven Eigenschaften in der neueren Zeit in Vergessenheit. So wurde die Ackerbohne am Ende lieber den Schweinen vorgesetzt.
Aber die fanden das richtig gut!

Heute erlebt die Puffbohne eine regelrechte Renaissance. Immer mehr Erfurter entdecken die vielseitige Bohne neu – als regionales, nachhaltiges und gesundes Lebensmittel. In einigen Restaurants der Domstadt findet man sie mittlerweile in kreativen Gerichten, die weit über den klassischen Eintopf hinausgehen.

Schon vor 4000 Jahren: Puffbohnen-Eintopf!

Bohnen waren neben Erbsen und Linsen bereits zur Bronzezeit hier verbreitet. Damit zählen sie zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit.
Und die Erfurter Lieblings-Puffbohne trägt zahlreiche weitere Namen:

  • Ackerbohne
  • Feldbohne
  • Saubohne
  • Große Bohne
  • Pferdebohne
  • Viehbohne
  • Favabohne

Die Puffbohne – Erfurts grünes Erbe

Erfurt, schon lange als „Gärtnerstadt“ bekannt, hat eine jahrhundertelange Tradition im Anbau der Puffbohne. Im 18. und 19. Jahrhundert war sie ein Eckpfeiler der lokalen Landwirtschaft und trug maßgeblich zum Wohlstand der Stadt bei. Heute baut der eine oder andere Landwirtschaftsbetrieb wieder Puffbohnen an, wenn auch in weitaus kleinerem Ausmaß als früher. Dabei hätte das einige Vorteile:

  • Nachhaltiger Anbau: Puffbohnen sind wahre Umwelthelden. Sie benötigen wenig Wasser, kaum Dünger und sind resistenter gegen Schädlinge als viele andere Kulturen.
  • Bodenverbesserer: Als Leguminose reichert die Puffbohne den Boden mit Stickstoff an – ein natürlicher Dünger für Folgekulturen.
  • Lokale Wirtschaft: Der Anbau stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe und schafft Arbeitsplätze in der Landwirtschaft.

Wer im Sommer die Augen aufhält, kann vielleicht eines der Puffbohnenfelder rund um Erfurt bewundern. Die Ernte erfolgt meist im Juli und August, wenn die Hülsen prall gefüllt sind und die Bohnen ihre volle Größe erreicht haben.

Die Puffbohne heute

Heute ist die Bezeichnung „Puffbohne“ für die Erfurter ein Ehrentitel. Sie wird mit Stolz getragen und erinnert an die reiche Geschichte der Stadt. Ob als Maskottchen, in der lokalen Gastronomie oder als beliebtes Souvenir – die Puffbohne ist allgegenwärtig und ein liebevolles Symbol für die Identität Erfurts.

Und damit das nicht in Vergessenheit gerät, bekommt jeder in Erfurt geborene Erdenbürger von der Stadt eine Puffbohne aus Plüsch geschenkt.
Und somit wissen Sie ja, was zu tun ist, damit die Erfurter Puffbohnen nicht aussterben. 

Aus dem Erfurter Gärtnerlied

Nur in Erfurt ist gut wohnen;
aber wisst Ihr auch – warum?
Rings um Erfurt blüh’n Puffbohnen;
unser Stolz und Gaudium.

Fragt in Pommern, fragt in Schwaben,
solche Bohnen sie nicht haben.

Wilhelm Schütz, 1873

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Rezepte: Puffbohnen einfach und lecker zubereiten

Bevor wir uns an die komplizierten Rezepte wagen, beginnen wir mit der einfachsten Zubereitungsart der Erfurter Puffbohne. Diese Methode lässt den vollen, nussigen Geschmack der Bohne zur Geltung kommen und ist selbst für Kochneulinge leicht umzusetzen.

Zubereitung

  • Schälen: Entfernen Sie die Bohnen aus den Hülsen. Bei jungen, zarten Bohnen können Sie die äußere Haut belassen. Bei älteren Exemplaren empfiehlt es sich, auch die einzelnen Bohnen zu „pulen“, also die manchmal feste Haut zu entfernen.
  • Vorkochen: Geben Sie die Bohnen in Salzwasser und lassen Sie sie für etwa 5-7 Minuten köcheln. Die genaue Zeit hängt von der Größe und dem Alter der Bohnen ab. Sie sollten bissfest, aber nicht hart sein.
  • Abschrecken: Gießen Sie die Bohnen ab und schrecken Sie sie kurz mit kaltem Wasser ab. Das stoppt den Garprozess und erhält die schöne grüne Farbe.
  • Anbraten: Erhitzen Sie Butter oder Öl in einer Pfanne. Geben Sie die vorgekochten Bohnen hinein und braten Sie sie bei mittlerer Hitze für etwa 3-5 Minuten an. Schwenken Sie die Pfanne gelegentlich, damit die Bohnen gleichmäßig bräunen.
  • Würzen: Schmecken Sie die Bohnen mit Salz und Pfeffer ab. Wer mag, kann jetzt auch frisch gehackte Kräuter untermischen.
  • Servieren: Genießen Sie die Puffbohnen pur oder als Beilage zu Fleischklöpschen oder einfach nur mit leckeren neuen Kartoffeln.

Das sind die Zutaten –  schnell in die Küche damit

  • 500g frische Puffbohnen
  • 2 EL Butter oder Olivenöl
  • Salz und Pfeffer nach Geschmack
  • Wichtig: frische Kräuter (z.B. Petersilie oder Dill)
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Jetzt aber Beeilung. Die Pfanne ist schneller leer, als man denkt!

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Puffbohnen-Rezeptideen

Kleine Anregungen für die Erfurter Bohne in der Küche

Idee Nr. 1 – Puffbohnen-Risotto

Wer ein Risotto zubereiten kann, schafft, das auch mit einer Handvoll Bohnen als Extra-Zutat.

Probiert´s aus, es ist wirklich lecker!

FunFact:
Die Kombination von Puffbohnen und Reis ist auch  ernährungs-physiologisch wertvoll. Die Aminosäuren in beiden Lebensmitteln ergänzen sich perfekt und bilden so ein vollständiges Protein – ideal für Vegetarier und Veganer!

Idee Nr. 2 – Puffbohnen-Eintopf

Dieser Eintopf ist ein Klassiker. Bodenständige, nahrhafte Küche, die Generationen von Erfurtern großgezogen hat. Hauptzutaten sind Puffbohnen, Wurzelgemüse und Kartoffeln. Der Eintopf kann mit Fleisch oder als vegetarisches Gericht zubereitet werden: Mit einer Handvoll Kräuter schmeckt´s immer!

Wichtig: Keine Suppe ohne Lorbeerblätter und Wacholderbeeren ansetzen. Das geht gar nicht!

Keine Ideen?
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Wer nicht experimentieren möchte, nimmt einfach erprobte Rezepte aus dem Erfurter Puffbohnen Kochbuch.

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Idee Nr. 3 – Puffbohnen-Pralinés

Jetzt noch was für mutige Küchenfreaks: Puffbohnenpüree mit Puderzucker, Butter, gemahlenem Lavendel und einer Prise Salz zu einer geschmeidigen Masse verarbeiten und in Praliné-Formen bringen. Umhüllt mit zarter Schokolade und garniert mit einer Prise Lavendelblüten wirds aus der Bohne ein Exot.

Hinweis: Kostproben bitte in der Redaktion abliefern!