Seit dem 23. März 2023 gibt es einen Gemeindepsychatrischen Verband (GPV) in Erfurt. Was dieser für die Landeshauptstadt und die Erfurterinnen und Erfurter bedeutet, erläutert die amtierende Leiterin des Gesundheitsamtes, Winnie Melzer, im Gespräch.

 

  1. Was bedeutet es für Erfurt nun einen GPV (Gemeindepsychiatrischen Verband) zu haben?

Im Gemeindepsychiatrischen Verbund arbeiten Anbieter von Hilfe und Unterstützung für Menschen mit psychischen und Suchtproblematiken an gemeinsamen Lösungen für eine gute Versorgung, vor allem für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und einem komplexen Hilfebedarf. Wir machen uns also mit dem GPV auf den Weg, Versorgungslücken zu identifizieren und zu schließen. Dies ist ein großer Mehrgewinn.

  1. Welche Institutionen oder Personen waren hilfreich auf dem Weg zur Gründung und warum?

Federführend war das Gesundheitsamt in enger Zusammenarbeit mit dem Dezernat für Soziales, Bildung, Jugend und Gesundheit. Besonders zu Beginn zeigten vor allem kleinere Anbieter von Beratung, Selbsthilfe und Eingliederungshilfe großes Engagement bei der Erarbeitung verbindlicher Qualitätsstandards. Die Erfahrung der Vertreter der Bundesarbeitsgemeinschaft Gemeindepsychiatrischer Verbünde, Matthias Rosemann und Katharina Fröhlich, haben zum Gelingen des Prozesses maßgeblich beigetragen. Insgesamt haben sich immer mehr Verbundpartner gefunden, die gemeinsam an den Zielen gearbeitet haben. Diesen Prozess hat Simone Rieth von Riethwerk professionell moderiert und so eine strukturierte Arbeit erleichtert. All diesen Beteiligten gilt mein Dank.

  1. Was bringt ein GPV den Erfurterinnen und Erfurtern? Bekomme ich durch die Kooperationen nun leichter Termine für psychologische Angebote?

Erfurt hat rund 26 niedergelassene Psychiater und Neurologen. Es gibt über 100 Psychotherapeuten und Erfurt ist mit zwei psychiatrischen Kliniken, Institutsambulanzen, zwei ambulant psychiatrischen Pflegediensten gut aufgestellt – um nur einige zu nennen. Trotz allem gibt es Menschen mit komplexen Hilfebedarfen, die durch das reguläre Versorgungsnetz fallen. Für diese Menschen sollen einzelfallbezogene Hilfen übergreifend gesucht und gefunden werden. Dazu müssen verschiedene Bereiche, wie stationäre Krankenversorgung, ambulante Suchtberatung und berufliche Rehabilitation eng zusammen arbeiten. Damit werden Kommunikationswege verbessert und somit Angebot transparenter und leichter zugänglich.

  1. Welchen Anteil am GPV hat das Erfurter Gesundheitsamt?

Die organisatorischen Fäden des GPV laufen im Gesundheitsamt zusammen. Unsere Psychiatriekoordinatorin, Anke Brückner, übernimmt die Verwaltung der Geschäftsstelle, kümmert sich um Termine, Räumlichkeiten, Einladungen und allen nötigen Absprachen rund um den nun startenden Arbeitsprozess. Darüber hinaus liegt im Gesundheitsamt die Aufgabe der Planung und Koordination der gemeindepsychiatrischen Versorgung, in der natürlich auch der Sozialpsychiatrische Dienst eine wichtige Rolle übernimmt.

  1. Wie geht es weiter mit dem GPV? Es gibt 22 Gründungsmitglieder. Können weitere hinzukommen?

Die Gründungsveranstaltung war der Startschuss für die gemeinsame Arbeit. In einer ersten konstituierenden Sitzung werden alle Gremien und arbeitsspezifischen Regelungen festgelegt. Neue Mitglieder können beim GPV einen Antrag auf Aufnahme stellen, wenn sie in ihrer Arbeitsweise mit den in der Kooperationsvereinbarung festgelegten Qualitätskriterien konform gehen.

  1. Wird es durch den GPV generell mehr Angebote zur seelischen Gesundheit in Erfurt geben?

Ziel des GPV ist primär vorhandene Ressourcen optimal zu nutzen, Bedarfe festzustellen und das Leistungsspektrum entsprechend anzupassen. Das bedeutet, Angebote zur seelischen Gesundheit sollen zukünftig jedem Erfurter und jeder Erfurterin individuell maßgeschneidert in unserer Stadt zur Verfügung stehen. Die Mitglieder des GPV haben sich mit der Gründung hoch motiviert gemeinsam auf den Weg begeben, diese hochgesteckten Ziele zu erreichen.

 

Quelle: Aktuelle Meldungen der Landeshauptstadt Erfurt