Auch heutige Opfer von Krieg und Gewalt werden bedacht

Das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt lädt am 25. Februar (18 Uhr) in der Augustinerkirche zu einer Gedenkandacht für die Opfer eines Bombenangriffs am 25. Februar 1945 ein. Dabei wird auch der heutigen Opfer von Krieg und Gewalt gedacht sowie für Frieden und Versöhnung gebetet.

„Damals wie heute sitzen Menschen in Kellern sowie Bunkern und suchen Schutz für ihr Leben in Zeiten des Krieges. Wir erinnern an das Leid der Opfer und vergegenwärtigen die große Geste der Versöhnung, die die Engländer mit der Übergabe des Nagelkreuzes nach dem Krieg geleistet haben“, sagt Augustinerpfarrer Bernd S. Prigge.

Der 25. Februar 1945 gilt als der schwärzeste Tag des Augustinerklosters – damals hatten englische Bomber zwei Luftminen auf das Kloster geworfen. Im heutigen „Haus der Versöhnung“ befand sich der Keller der ehemaligen Klosterbibliothek, in dem 268 Menschen zwischen 3 Monaten und 83 Jahren Schutz gesucht hatten. Die Wucht der Detonation war so groß, dass das Gebäude zusammenbrach. 267 Menschen starben, ein Mädchen und ein Hund konnten gerettet werden. Kurz nach Ende des 2. Weltkrieges begannen couragierte Erfurter mit den Aufräumarbeiten. Bereits 1946 startete der Wiederaufbau der Kirche, des stark zerstörten Westflügels, des Laubenganghauses sowie des Gästehauses. Unter großen Mühen und schwierigen politischen Bedingungen wurde das Kloster Stein um Stein wieder aufgebaut. Die historischen Strukturen wurden dabei bewahrt. Bibliothek und Waidhäuser blieben als Ruinen stehen.

Teil der weltweiten Bewegung für Frieden und Versöhnung

Im Jahr 2002 wurden die Grundmauern der Bibliothek restauriert und teilweise rekonstruiert. Eine Wandscheibe, die vom Einsturz bedroht war, wurde in einer spektakulären Aktion wieder aufgerichtet. Im Sommer 2008 begann der Wiederaufbau mit Kosten von rund 5,1 Millionen Euro. Damit sollte ein Zeichen dafür gesetzt werden, wie wichtig es ist, das Alte zu bewahren sowie Neues zu schaffen. 2010 wurde die Wiedereinweihung der ehemaligen Bibliothek mit einem Gedenk- und Meditationsraum als „Ort der Stille“ im Keller gefeiert.

2008 wurde das Augustinerkloster erstes Mitglied der internationalen Nagelkreuz-Gemeinschaft in Thüringen. Die Lutherstätte ist damit Teil der weltweiten Bewegung für Frieden und Versöhnung. Die Mitgliedschaft wird unter anderem durch eine wöchentliche Andacht freitags um 12 Uhr dokumentiert. Das Nagelkreuz als international bekanntes Symbol war im Juli 2020 gestohlen worden. Wie zuvor ist nun am Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ wieder ein Nagelkreuz, hergestellt von Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg. Gleichzeitig wird in der Augustinerkirche ein Originalkreuz von der Nagelkreuzvereinigung aus Coventry präsentiert. Es wurde einst aus Nägeln des verbrannten Dachstuhls der Kathedrale in Coventry gefertigt, die 1940 deutsche Bomber zerstört hatten.

Weitere Informationen im Internet: www.augustinerkloster.de

 

Quelle: EKMD